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Bandscheiben-Vorfall: Es wird zu schnell operiert

Vorgaben der DGNC-Leitlinie wird oft missachtet. Die zusätzlichen Kosten liegen im Jahr im zweistelligen Millionenbereich


Banscheiben

Bei jedem dritten Bandscheiben-Patienten wird vorschnell operiert. Das gilt vor allem bei berufstätigen Männern im mittleren Alter. Dabei wird oft entgegen den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) gehandelt. Das geht aus einer Umfrage des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) hervor. Insgesamt wurden mehr als 6.000 Versicherte der Barmer GEK befragt, die 2014 und 2015 an der Bandscheibe operiert wurden. Die Rücklaufquote betrug 47 Prozent.

Patienten halten die Operation für den richtigen Weg

Bei einem Drittel der Befragten wurden konservative Therapieverfahren nicht konsequent verfolgt oder trotz Ansprechens der Therapie operiert. Auch wenn häufig ohne akute Indikatoren operiert wurde, hielten die Patienten die Operation für den richtigen Weg. Insbesondere Berufstätige sorgten sich, ohne Eingriff ihren Beruf nicht mehr ausüben zu können. Außerdem waren sie der Überzeugung, dass ein Eingriff die bessere Möglichkeit sei, um die Schmerzen zu beheben. Zwar kommt es im Falle einer Bandscheiben-Operation oftmals zu einer Linderung der Beschwerden. Trotzdem leiden immerhin zehn Prozent der Operierten nachhaltig unter Komplikationen.

Konservative Therapiemöglichkeiten müssen besser verfügbar gemacht werden

Diejenigen, die sich vor einem Eingriff eine Zweitmeinung eingeholt hatten, wurden häufiger konservativ therapiert. "Das zeigt, wie wichtig es ist, entsprechende Beratungsangebote auszubauen", erklärt Ko-Autor Mathias Kifmann. Seiner Meinung nach müssten konservative Therapiemöglichkeiten besonders für Berufstätige besser verfügbar gemacht werden. In Anbetracht der oft zeitintensiven konservativen Therapien können auch spezialisierte Angebote für bestimmte Berufsgruppen von Nutzen sein. Letztlich sind auch die volkswirtschaftlichen Kosten von Belang. Eine Bandscheiben-Operation kostet in Deutschland im Schnitt etwa 4.350 Euro. Laut der Studie sind allein 2014 durch vorschnelle Operationen Kosten im deutlich zweistelligen Millionenbereich entstanden.

Quelle: HCHE-Studie/APA

Bildquelle: APA/dpa/Wirbelsäulenliga

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