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ÖÄK: Streik- und Aktionstag und 5. Tag der Allgemeinmedizin

Proteste gegen die Umsetzung der Artikel 15a-Vereinbarungen, die heute im Parlament beschlossen werden sollen


Arzt und Patient

Der heutige fünfte Tag der Allgemeinmedizin, veranstaltet von der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), steht ganz im Zeichen des Streik- und Aktionstages, der ebenfalls heute in ganz Österreich stattfindet. Damit protestiert die Bundeskurie niedergelassene Ärzte gegen die Umsetzung der Artikel 15a-Vereinbarungen, die heute im Parlament beschlossen werden sollen. Auch die darin enthaltene Neuregelung der Primärversorgung sei damit ein Thema des Tages der Allgemeinmedizin, erklärte der Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte und ÖÄK-Vizepräsident Johannes Steinhart bei einer Pressekonferenz. In diesem Zusammenhang fordere die ÖÄK einmal mehr die Einbindung der Ärzteschaft in den politischen Diskurs sowie das Festhalten am Primat der wohnortnahen Versorgung durch in Einzel- und Gruppenpraxen freiberuflich tätige Ärztinnen und Ärzten vor ambulanten Krankenanstalten.

Streik- und Aktionstag als Zeichen des Aufbruchs

Dass der heurige Tag der Allgemeinmedizin mit bundesweiten Ärzteprotesten zusammenfalle, sei auch ein Zeichen des Aufbruchs, erklärte der Leiter der ÖÄK-Sektion Allgemeinmedizin und stv. Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte, Gert Wiegele. Der Hausarztberuf habe sich in den vergangenen Jahrzehnten stark gewandelt.

Allen aktuellen Problemen zum Trotz gehe es am Tag der Allgemeinmedizin darum, der nachkommenden Ärztegeneration die Augen für all das zu öffnen, was den Beruf des Arztes für Allgemeinmedizin immer wieder auch zum Traumberuf mache – nämlich Vielfalt in jeder Hinsicht. Wiegele: „Als Hausärztinnen und Hausärzte betreuen wir unsere Patienten in sämtlichen Lebenssituationen. Wir behandeln Kinder und alte Menschen im Akutfall und bei chronischen Erkrankungen. Wir wirken präventiv und vor allem: Wir sind gefordert, den Fokus nicht auf ein krankes Organ, sondern auf den Patienten in seiner gesamten physischen, psychischen und sozialen Situation zu richten.“ All diese Aspekte machten den Beruf des Allgemeinmediziners extrem lohnenswert.

„Die Politik sollte dieses Potenzial nützen und fördern, denn eines ist klar: Unser öffentliches Gesundheitssystem wird nur dann weiterhin leistbar sein, wenn die Allgemeinmedizin tatsächlich ausgebaut wird. Das ärztliche Personal dafür wird sich aber nur dann finden, wenn auch die Arbeitsbedingungen passen“, erklärte der stv. Bundesobmann niedergelassene Ärzte.

Lehrpraxis-Finanzierung endlich sicherstellen

Auch bei der aktuellen Evaluierung der Basisausbildung hätte nur gut ein Drittel der Teilnehmer angegeben, sich für die Ausbildung zum Allgemeinmedizin entschieden zu haben, gab der Obmann der Bundessektion Turnusärzte und stv. Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte, Karlheinz Kornhäusl, zu bedenken. Einer der Hauptgründe sei die „große Verunsicherung bezüglich der Lehrpraxis“. Denn zwar habe sich die Politik nach intensiven Bemühungen der Ärztekammer dazu durchgerungen, eine gesetzlich verpflichtende Lehrpraxis einzuführen. „Allerdings nicht – wie von der ÖÄK gefordert – für zwölf, sondern vorerst nur für sechs Monate, und das bis dato ohne Finanzierungsgarantie“, so Kornhäusl. Er forderte daher eine „umgehende und 100-prozentige öffentliche Finanzierung der Lehrpraxis“.

Auch die unattraktiven Arbeitsbedingungen von Kassen-Allgemeinmedizinern würden abschrecken. Dazu gehören auch teils veraltete, teils unvollständige Leistungskataloge. Kornhäusl: „Zu wissen, wie man helfen könnte, aber die Mittel nicht zur Verfügung zu haben, ist frustrierend, ja belastend und betrifft besonders die Allgemeinmedizin. Anstatt jedoch den Leistungskatalog auf internationales Niveau zu bringen, den Stellenwert der Gesprächsmedizin endlich auch in den Honoraren abzubilden, anstatt flexiblere Modelle der Zusammenarbeit im niedergelassenen Bereich zu ermöglichen, setzt die Politik weiter stur auf Zentralisierung und Ausschaltung der Standesvertretung. Das kann so nicht weitergehen.“

Fortsetzung der Proteste mit parlamentarischer Bürgerinitiative

„Der Konflikt mit dem Gesundheitsministerium und den Krankenkassen ist damit keineswegs beendet“, erklärte der ÖÄK-Vizepräsident. Unter dem Titel „Retten wir unsere Gesundheitsversorgung“ werde eine parlamentarische Bürgerinitiative gestartet, so Steinhart.

Quelle: ÖÄK

Bildquelle: shutterstock

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