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Kinderarzt Univ. Prof. Dr. Müller zum Thema Impfen, plötzlicher Kindstod und Allergien

Kinderarzt Univ. Prof. Dr. Müller zum Thema Impfen, plötzlicher Kindstod und Allergien

Univ. Prof. Dr. Wilhelm Müller ist Kinderarzt im Sanatorium St. Leonhard in Graz und em. Leiter der Universitäts-Kinderklinik in Graz. Das Sanatorium hat mit Ihm ein spannendes Interview zu Fragen zum Fachbereich Kinder-und Jugendheilkunde durchgeführt.

Viele Eltern haben was das Thema Impfen angeht Bedenken. Welche Impfungen sind tatsächlich nötig und welche Risken gibt es?

Impfen ist eine sehr wichtige Sache und heute absolut risikolos. Mit der ersten Impfung soll mit drei Monaten begonnen werden. Es ist dies eine Sechsfach-Impfung, die der Grundimmunisierung dient. Die Dosierung ist gerade hoch genug, um das Immunsystem zu stimulieren.

Ein trauriges Thema ist, gerade im ersten Lebensjahr eines Babys, der plötzliche Säuglingstod. Können jüngste Forschungen SIDS etwas den Schrecken nehmen?

Die Zahl der Todesfälle hat in den letzten zehn, fünfzehn Jahren erfreulicherweise deutlich abgenommen. Das hängt vor allem mit der routinemäßigen Aufklärung der Eltern zusammen. Jeder Kinderarzt weist heute auf die Risikofaktoren hin. Dazu gehören die Bauchlage, Rauchen neben dem Baby, Überhitzung und auch Infektionen. Darüber hinaus werden in der Forschung immer wieder neue Erkenntnisse zum Thema gewonnen. So senkt z.B. Stillen das SIDS-Risiko erheblich.

Immer mehr Babys leiden unter Allergien. Wo liegen die Ursachen und was kann man dagegen tun?

Allergien können die verschiedensten Ursachen haben. Bei bereits genetisch vorbelasteten Kindern dürften auch Ernährung und Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Ein anderes Problem liegt in der übertriebenen Hygiene. Kleinkinder kommen viel zu spät mit Allergenen in Kontakt und können so keine ausreichende Abwehr aufbauen. Eine vorbeugende Maßnahme gegen überempfindliche Reaktionen ist, das Baby so lange wie möglich voll zu stillen. Im Leonhard gehen daher alle Säuglinge voll gestillt nach Hause. Besonders bei Risikofällen, also wenn es in der Familie bereits jemanden mit Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfen gibt, kann Stillen vorbeugen. Die Muttermilch verändert sich nämlich in ihrer Zusammensetzung während der gesamten Stillzeit. Sie ist exakt auf das jeweilige Entwicklungsstadium des Kindes angepasst. So steigt zum Beispiel die Konzentration eines Abwehrstoffes wieder an, wenn das Kind anfängt mobil zu werden und vermehrt mit Bakterien in Berührung kommt.

 

(Interview durchgeführt durch das Sanatorium St. Leonhard)

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