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Wenn die Notaufnahme den Hausarzt ersetzt

In der Studie zeigte sich, dass sich die Motive der Patienten aus ländlichen und städtischen Gegenden nur geringfügig unterscheiden


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Eine Studie, warum immer mehr Menschen eine Notaufnahme anstatt einer Arztpraxis aufsuchen, haben Wissenschaftler der Berliner Charité vorgenommen. Die Ergebnisse der Untersuchung in ländlichen und städtischen Regionen publizierte das Team um Martin Möckel im "British Medical Journal".

"Wir haben herausgefunden, dass die Patienten die Rettungsstelle als eigenständigen Anlaufpunkt medizinischer Versorgung wahrnehmen. Interessant dabei war, dass sich die Motive der Patienten aus ländlichen und städtischen Gegenden nur geringfügig unterscheiden", erklärt Möckel.

In der Stadt nutzten einige die Notaufnahme als Hausarztersatz

Die Beweggründe der Patienten waren schwer verfügbare Haus- und Facharzttermine, Zeitautonomie, die qualitativ hochwertige Versorgung sowie die Möglichkeit multidisziplinärer Untersuchungen während eines Aufenthalts. Darüber hinaus wurde die Empfehlung des niedergelassenen Arztes, eine Rettungsstelle aufzusuchen, angegeben. Die Untersuchungen ergaben auch, dass die Befragten aus den ländlichen Regionen alle hausärztliche Verbindungen hatten, während in der Stadt einige die Notaufnahme als Hausarztersatz nutzten.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass die strikte Trennung zwischen ambulanten und stationären Versorgungsangeboten nicht bedarfsgerecht ist und nicht der Lebenswirklichkeit der Patienten entspricht. Wenn wir die medizinische Qualität für Patienten aller Behandlungsbedürfnisse garantieren wollen, muss die Notfall- und Akutmedizin als eigener, dritter Sektor verstanden und dementsprechend finanziert werden", fügt Möckel hinzu.

Quelle: British Medical Journal/APA

Bildquelle: APA (Symbolbild)/HELMUT FOHRINGER

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