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Trockener Schleim an Asthma-Entstehung beteiligt

Zu gering befeuchtete Atemwegsoberflächen sind laut neuen Erkenntnisse Asthma-Risikofaktor


allergisches Asthma

Für das allergische Asthma bronchiale könnte es bald neue Behandlungsoptionen geben. Forscher des Zentrums für Translationale Lungenforschung Heidelberg haben nämlich im Tiermodell einen grundlegenden Krankheitsmechanismus aufgedeckt. Die Ergebnisse der Studie wurden im "Journal of Allergy and Clinical Immunology" vorgestellt.

Die Wissenschaftler untersuchten, welche Rolle die Befeuchtung des Atemwegsekrets bei der Entstehung von Asthma spielt. Die Analysen wurden an Mäusen durchgeführt, deren Bronchien aufgrund eines genetischen Defekts mit eher trockenem Schleim ausgekleidet sind. Es stellte sich heraus, dass diese Tiere eine um ein Vielfaches stärkere allergische Atemwegsentzündung als Mäuse mit normal befeuchteten Atemwegen entwickeln, wenn sie Allergenen ausgesetzt sind. "Sind die Atemwegsoberflächen zu gering befeuchtet und dadurch die Reinigungsfunktion der Lunge gestört, ist das anscheinend ein entscheidender Risikofaktor für die Entstehung des allergischen Asthma", schlussfolgert Studienleiter Marcus Mall.

Die Forscher fanden außerdem heraus: Werden Allergene nicht ordnungsgemäß aus der Lunge abtransportiert, schütteten die Zellen der Atemwegsschleimhaut Botenstoffe wie Interleukin-13 (IL-13) aus und aktivierten damit Typ2-T-Helferzellen. Die Entzündung kommt in Gang.

"Das ist eine neue Erkenntnis. Die allergische Entzündung in der Lunge geht nicht auf eine primäre Fehlfunktion der Immunzellen zurück. Diese reagieren vielmehr auf den Hilferuf der Schleimhautzellen. Solange die eingeatmeten Allergene effektiv aus der Lunge entfernt werden können, senden die Schleimhautzellen dieses Signal nicht aus. Dadurch fällt die Immunantwort trotz gleicher Belastung mit Allergenen deutlich geringer aus", erklärt Mall.

Wurde die Befeuchtung des trockenen Schleims und damit der Abtransport der Allergene durch Inhalation mit dem Wirkstoff Amilorid verbessert, wurde in den Atemwegen nur noch wenig IL-13 freigesetzt und die allergische Atemwegsentzündung war deutlich reduziert. "Das ist eine neue kausale Behandlungsstrategie, die auch bei Patienten mit allergischem Asthma effektiv sein könnte", so Mall. Tests mit Menschen müssen die Wirksamkeit noch bestätigen.

Quelle: Journal of Allergy and Clinical Immunology/APA

Bildquelle: APA/AFP/DIDIER PALLAGES

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