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Blutplättchen werden zu Hautkrebs-"Verbündeten"

Neue Erkenntnisse könnten zu innovativen Ansätzen zur Diagnostik und zum Verhindern einer Kachexie führen


Spritze

Die bisher eher unverdächtigen Blutplättchen sind möglicherweise "Verbündete" bei der gefürchteten Eskalation von Hautkrebs (Kachexie). Darauf deutet eine Studie von Forschern der Universität Wien und des Universitätsklinikums Regensburg hin, die in "Molecular Cellular Proteomics" präsentiert wurde.

Momentan werde viel darüber geforscht, warum manche Erkrankte gut auf Hautkrebs-Therapien ansprechen und andere eben nicht. Vor allem die Frage, "warum sich die Remission so schnell wieder zurückentwickelt, gehört zu den heißesten beforschten Fragestellungen", sagte Studienleiter Christoph Gerner. In der Folge kann es nämlich zur Kachexie kommen. Obwohl die Kachexie ausführlich erforscht wurde, konnte bisher kein eindeutiger Zusammenhang zu vorausgegangenen Krebserkrankungen gefunden werden.

Im Zuge der Analysen von Proteinen und Fetten aus Blutproben von Hautkrebs-Patienten haben die Forscher festgestellt, wie dieser Vorgang ungefähr abläuft.

Gerner: "Die Tumorzellen schütten Proteine aus, die die Leber und das Fettgewebe beeinflussen. So werden Blutfette freigesetzt. Aus denen entstehen über Reaktionen - die wieder aus einer Beeinträchtigung der Leber kommen - 'Produkte', die bei Gesunden nicht entstehen würden. Die sind dann letztendlich dafür verantwortlich, dass die Blutplättchen aktiviert werden. Die heizen dann wieder das Tumorzellwachstum an."

Auf die Idee, dass die Blutplättchen hier eine Rolle spielen könnten, "wären wir selbst nicht gekommen". Anhand der Analysedaten von kachektischen und nicht-kachektischen Patienten wurde das Team aber vor allem auf Proteine im Blut aufmerksam, von denen sie wussten, dass diese von den Blutplättchen kommen. "Wir behaupten jetzt nicht, dass wir 'die Antwort' gefunden haben, aber wir sagen, dass wir eine mögliche Antwort haben. Es ist auf jeden Fall eine Komponente, die bisher noch überhaupt nicht gesehen wurde", so Gerner.

Aus den Ergebnissen aus der Grundlagenforschung lassen sich interessante Schlüsse für die Diagnostik und medizinische Praxis ziehen. Einerseits könnte das Vorhandensein solcher Proteine und Lipide dabei helfen, eine sich anbahnende Kachexie früh zu erkennen.
Andererseits könne die Erkenntnis, dass über die Plättchen das Tumorwachstum stimuliert wird, vielleicht auch als Ansatzpunkt zur Umkehrung dieses Prozesses genutzt werden. Klinische Testreihen sind laut Gerner bereits geplant.

Quelle: Molecular Cellular Proteomics/APA

Bildquelle: APA (Hochmuth)

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