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Rheuma und Sexualität

Rheuma und Sexualität

Rheumaerkrankungen stehen nicht für sich alleine, sondern verändern das körperliche, psychische und soziale Gleichgewicht der Betroffenen auf verschiedenen Ebenen – sexuelle Gesundheit ist eine davon.


Sexuelle Gesundheit hängt von der Lebensqualität sowie vom Wohlbefinden und aber in erster Linie von der allgemeinen Gesundheit ab. Allerdings ist sexuelle Gesundheit eng mit der Sexualität verbunden, die ein harmonisches Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele voraussetzt, um zu funktionieren. Das körperliche, psychische sowie das soziale Gleichgewicht kann unter anderem durch rheumatische Erkrankungen verändert und destabilisiert werden.

Rheumatische Erkrankungen betreffen alle Altersgruppen und können zu vielfältigen körperlichen Veränderungen wie etwa Gelenkschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl, Appetitlosigkeit, Funktionsstörungen, Schlaflosigkeit etc. führen. Rheuma kann auch Depressionen, Schlafstörungen, veränderte Körperwahrnehmung usw. auf der psychischen Ebene als Folge haben. Darüber hinaus werden RheumapatientInnen auch mit sozialen Veränderungen konfrontiert – dazu zählen unter anderem berufliche Einschränkungen, eingeschränkte Sozialkontakte, ein geändertes Rollenverhalten in der Familie und in der Partnerschaft etc.

In puncto Partnerschaft zeigen Studien*, dass etwa 50 Prozent der befragten Frauen, sich durch rheumatische Arthritis weniger selbstsicher finden und rund 21 Prozent davon die Intimität mit ihrem Partner als schwieriger bzw. schmerzhafter finden oder sogar ganz damit aufgehört haben. Weitere Studien** weisen darauf hin, dass zwischen 70 und 94 Prozent der PatientInnen mit rheumatoider Arthritis von Sexualstörungen betroffen sind – diese äußern sich vor allem in vermindertem sexuellen Verlangen bzw. verminderter sexuellen Zufriedenheit und in einer allgemeinen sexuellen Einschränkung (Hüfte, Knie, Schulter). Die Ursachen für sexuelle Probleme bei RheumapatientInnen werden unter anderem in der Einnahme bestimmter Medikamente gesehen und sind auch als Folgen der Grunderkrankungen sowie als Folge von psychischen, emotionalen, sozialen und kulturellen Aspekten zu verstehen.

Sexualprobleme und sexuelle Gesundheit sind allerdings nach wie vor ein Tabuthema, das sowohl bei Betroffenen als auch bei ÄrztInnen große Verunsicherung hervorruft. Um das körperliche, psychische und soziale Gleichgewicht wiederherzustellen, sollten RheumapatientInnen, die von sexuellen Problemen betroffen sind, mit dem behandelnden Arzt jedenfalls Gespräche zum Thema sexuelle Gesundheit führen. Im Rahmen einer antirheumatischen bzw. sexualmedizinischen Therapie könnten die Beweglichkeit sowie das allgemeine Wohlbefinden verbessert, Schmerzen und Erschöpfung (sog. Erschöpfungssyndrom bzw. Fatigue) reduziert und somit schließlich sexuelle Gesundheit weitaus positiv beeinflusst werden. Darüber hinaus kann die sexualmedizinische Basisberatung, bei welcher den Zusammenhang zwischen Erkrankung und Sexualstörung besprochen wird, bis zu 1/3 der sexuellen Probleme lösen. Dabei können sich PatientInnen körperlich, emotional und sozial neu entdecken und herausfinden, was eine entspannte, sinnliche Sexualität fördert bzw. verhindert. Schließlich hat die sexuelle Zufriedenheit, die von der partnerschaftlichen Zufriedenheit, von der guten partnerschaftlichen Kommunikation, von der Zärtlichkeit sowie von den Gemeinsamkeiten abhängt, einen direkten Einfluss auf der sexuellen Aktivität.

Einige sexualmedizinische Tipps für RheumapatientInnen:

  • Passende Zeit finden (geringste Müdigkeit);
  • Schmerzmittel rechtzeitig einnehmen;
  • Bei Schmerzen Stop-Signal absprechen;
  • Warmes Bad, Dusche, Heizdecke, Massage (Muskelentspannung);
  • Passende Stellungen (eventuell Polster);
  • Körperliche Nähe pflegen;

 

 

Quelle: Präsentation von Dr. Elia Bragagna zum Thema „Rheuma und Sexualität“, die im Rahmen der ÖGR-Jahrrestagung (01.- 03.12.2016) in Wien vorgestellt wurde. / Redaktionelle Bearbeitung: Simona Ganeva

Literatur

* Good Days Survey. ECHO Research. August 2009. (Umfrage zu Partnerschaft  und Sexualität mit rheumatoider Arthritis)

** De Castro Ferreira C et al. (2013): Frequency of sexual dysfunction in women with rheumatic diseases. Rev. Bras. Reumatol.

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