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Lebenslanges Impfen – eine wichtige Präventionsmaßnahme

Lebenslanges Impfen – eine wichtige Präventionsmaßnahme

"Regelmäßige Auffrischungen bei den meisten Impfungen unbedingt notwendig" - Statement Univ. Prof. Dr. Herwig Kollaritsch bei der Pressekonferenz "Lebenslanges Impfen - Was bringt das?" (08.02.2017, Wien)


Mangels Schutzimpfung mussten früher fast alle Kinder die sogenannten „Kinderkrankheiten“ durchmachen. Nicht wenige sind sogar daran gestorben. Die Überlebenden waren in der Folge immun, Impfungen somit kein Thema mehr. Heute gibt es einen ausgeklügelten Impfplan, der viele schwere Erkrankungen im Kindesalter verhindert. Nach der Pflichtschule endet dieser aber. Viele Impfungen brauchen jedoch regelmäßige Auffrischungen, was leider viel zu selten wahrgenommen wird.

 

Auch wenn viele Österreicher das anders handhaben, ist das Thema Impfen nach dem 15. Lebensjahr nur für sehr wenige Krankheiten wirklich erledigt. Das gilt zwar für Impfungen wie Masern, Mumps oder Röteln und es gilt auch für einige Infektionskrankheiten, die nur im Kleinkindesalter wegen der Unreife des Immunsystems bedrohlich sind und später nicht mehr, wie z.B. Hämophilus influenzae. Die meisten Infektionskrankheiten benötigen aber eine lebenslange Pflege, die leider oft vernachlässigt wird.

In regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden müssen u.a. die Impfungen gegen FSME, Keuchhusten und Influenza („echte Grippe“).

 

FSME: Nur regelmäßig auffrischen schützt zuverlässig

 

Die FSME-Impfung ist bereits ab dem ersten Lebensjahr zugelassen. Da fast in ganz Österreich ein hohes Infektionsrisiko herrscht, sollte tatsächlich auch bereits in diesem Alter geimpft werden. Die heute verwendete Impfung besteht aus inaktivierten FSME-Viren, wird als Grundimpfung dreimal verabreicht und muss dann regelmäßig aufgefrischt werden. Sonst schwindet der Impfschutz. Im Erwachsenenalter genügt diese Auffrischung alle 5 Jahre, ab 60 verkürzt sich dieses Intervall auf drei Jahre. Grund dafür ist das alternde Immunsystem, das nicht mehr gleich gut auf Auffrischungen anspricht, wie in jungen Jahren. Viele Patienten wollen sich Impfungen ersparen und durch eine sogenannte „Titerkontrolle“ ein persönliches, abweichendes Auffrischintervall festlegen. Ein riskantes Vorgehen, denn die Routinetests, die dafür verwendet werden, erlauben keine prognostische Aussage darüber, wie lange der Schutz im Einzelfall tatsächlich anhält. Im Gegenzug dazu ist ein „Überimpfen“ fast nicht möglich. Ein zu kurzes Auffrischungsintervall verändert die gute Verträglichkeit der Impfung nicht.

 

Keuchhusten (Pertussis): Von der Kinder- zur Erwachsenenkrankheit

 

Früher eine klassische Kinderkrankheit, ist der Keuchhusten heute, dank Impfung aus dem Kindesalter fast verschwunden. Stattdessen ist er im Erwachsenenalter wieder stark im Zunehmen. Der Grund: Die „alte“, bis in die 90er Jahre verwendete Keuchhustenimpfung für Kinder war schlecht verträglich und wurde daher von den Eltern nicht gut angenommen. Die Folge waren viele kindliche Keuchhustenfälle. Da Pertussis leicht übertragbar ist, kamen Eltern, Verwandte und Freunde immer wieder in Kontakt mit dem auslösenden Keim und entwickelten eine Immunität. Durch den natürlichen Kontakt mit dem Bakterium wurde diese auch fast lebenslang aufrechterhalten. Daher waren Erkrankungen im Erwachsenalter die Ausnahme.

 

Die heutigen Impfstoffe sind ausgezeichnet verträglich, werden gut angenommen und über 90 Prozent aller Kinder in Österreich werden immunisiert und erkranken deshalb nicht. Die Konsequenz ist, dass die Erwachsenen keinen Kontakt mehr mit Keuchhusten haben und so ihre Immunität im Laufe der Jahre verlieren. Kommen sie dann doch mit dem Erreger in Berührung, erkranken sie tatsächlich. Diese Entwicklung ist mittlerweile so dramatisch, dass heute – und voraussichtlich auch in Zukunft – eine Keuchhustenimpfung alle 5 bis 10 Jahre nötig ist, vorzugsweise in Kombination mit Diphtherie und Tetanus.

 

Grippe (Influenza): Jährliche Impfung notwendig

 

Die Grippeimpfung wird von den Österreichern am meisten vernachlässigt, obwohl gerade diese Impfung jedes Jahr notwendig wäre. In diesem Fall geht es nicht um den Auffrischungseffekt, sondern um die jährlich wechselnde Zusammensetzung des Grippeimpfstoffes. Grippeviren sind nämlich bei ihrer Reproduktion derartig „schlampig“, dass bei der Erbgutweitergabe immer wieder Fehler unterlaufen und dadurch neue Grippeviren entstehen. Diese sind den „Eltern“ ähnlich, aber doch soweit verändert, dass der Impfstoff immer wieder angepasst werden muss. Die jährliche Wiederimpfung hat außerdem eine zweite positive Auswirkung: Die Ähnlichkeit der Impfstoffzusammensetzung macht es möglich, dass die Immunantwort durch Erinnerungseffekte bei wiederholt geimpften Personen besser ist als bei einer einmaligen Impfung.

 

Quelle: fine facts-Pressemappe (Statement Univ. Prof. Dr. Herwig Kollaritsch); Titelbild: Credit: Österreichischer Verband der Impfstoffhersteller/ © APA-Fotoservice/Hörmandinger; redaktionelle Bearbeitung: Simona Ganeva;

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© APA-Fotoservice/Hörmandinger
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