36. Wiener Intensivmedizinische Tage - WIT
Übertherapie – Man muss viel wissen um wenig zu tun
Die WIT-2018 werden unter dem Leitthema "Übertherapie – Man muss viel wissen um wenig zu tun“ stehen und damit ein grundsätzliches Problem der modernen Medizin und insbesondere auch der Intensivmedizin diskutieren. Die Ursachen für die Übertherapie sind vielfältig, betreffen die Psychologie des Machens (tun ist leichter als nichts-tun, Nichtstun wird als Scheitern gesehen), Unsicherheit, Unkenntnis, Festhalten an überkommenen Dogmen, Zeitmangel, Mangel an Informationen im individuellen Fall, die Angst vor dem Richter und nicht zuletzt auch finanzielle Interessen, vor allem von Institutionen.
Übertherapie zieht sich durch alle Bereiche der Intensivmedizin. Sie kann schon am Notfallort beginnen, betrifft die (ungerechtfertigte) Aufnahme auf die Intensivstation, die Überdiagnostik, eine überhöhte Invasivität oder den inadäquaten Einsatz maschineller Verfahren. Sie manifestiert sich an einem Übermaß an Sedierung, Volumengabe, Kreislauftherapie, an Blutprodukten und medikamentösen Maßnahmen. Übertherapie betrifft aber insbesondere auch das Lebensende, wenn ein kuratives Therapieziel nicht mehr erreicht werden kann.
Übertherapie hat wesentliche ethische Implikationen, missachtet die Würde und Integrität der Patienten, steigert Schmerz, Leid, verlängert Sterben, führt zu Frustrationen im Team, vermehrt das Leid von Angehörigen, missachtet Verteilungsgerechtigkeit und schädigt bei prinzipiell limitierten Ressourcen die Gesellschaft insgesamt. Sie ist auch ein rechtliches Problem geworden und kann als Verursachung ungerechtfertigten Leides juridisch geahndet werden.
Wegen seiner eminenten Wichtigkeit wird das Leitthema „Übertherapie“ sowohl am Donnerstag, dem 15. Februar 2018 stattfindenden „Gemeinsamen Seminar für Pflegepersonen und ÄrztInnen“ als auch im Hauptprogramm am 16. und 17. Februar 2018 abgehandelt.
Abgeschlossen wird das Programm mit einer „optimistischeren“ Sitzung über Bereiche, in denen wir oft ZU WENIG tun. In diesem Teil soll über den Patientenkomfort, die Patientensicherheit, die Frühmobilisierung und abschließend über die Post-ICU-Care, ein bislang vernachlässigter Aspekt der Intensivtherapie, diskutiert werden.
Die WIT-2018 beginnt wieder am Mittwoch, dem 14. Februar 2018 mit einem „ROOKIE-Seminar für ÄrztInnen“ für intensivmedizinische Anfänger und alle akutmedizinisch Interessierten. Dieses steht unter der Devise „Ich bin allein im Nachtdienst: Was soll ich tun? - Fälle – Probleme – Situationen" und stellt eine fallorientierte, interaktive (mit Digi-Vote-System) Fortbildung mit strukturierten Therapieempfehlungen dar.
Wissenschaftlicher Beirat
Prof. Dr. Gunter KLEINBERGER, Steyr
Prof. Dr. Peter SUTER, Genf
Prof. Dr. Rudolf RITZ, Basel
Prof. Dr. Hans-Peter SCHUSTER, Hildesheim
Wissenschaftliche Organisation
Prof. Dr. Wilfred DRUML
Klinik für Innere Medizin III
Abteilung für Nephrologie
Währinger Gürtel 18–20, A-1090 Wien
Tel.: (+43/1) 402 36 66 oder 40 400-45 030
Fax: (+43/1) 40 400-45 430
wilfred.druml@meduniwien.ac.at
Prof. Dr. Thomas STAUDINGER
Intensivstation 13:3
Klinik für Innere Medizin I
Währinger Gürtel 18–20, A-1090 Wien
thomas.staudinger@meduniwien.ac.at
Wissenschaftliche Leitung
Prof. Dr. Anton N. LAGGNER, Wien
Prim. Prof. Dr. Kurt LENZ, Linz
Prof. Dr. Michael JOANNIDIS, Innsbruck
Prim. Prof. Dr. Andreas VALENTIN, Schwarzach
Organisation des Pflegeseminars
DGKS Josefa GÜNTHÖR
KA Rudolfstiftung, Bereichsleitung
josefa.guenthoer@wienkav.at
DGKP Christian VACULIK
AKH Wien, Intensivstation H1
christian.vaculik@akhwien.at
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