Artikel

Art der SCN2A-Mutation essentiell für Therapie bei kindlicher Epilepsie

Art der SCN2A-Mutation essentiell für Therapie bei kindlicher Epilepsie

Internationales Forscherteam entdeckt gemeinsam mit Wissenschaftler des Universitätsklinikums und Hertie Instituts für klinische Hirnforschung Tübingen, relevanten Unterschied bei Therapieeffekt von infantiler Epilepsie auf Grund der Mutationsart des Natriumkanal-Gens SCN2A


Therapieoptimierung bei Epilepsie durch Kenntnis der Mutationsart

Epilepsie zählt mit einer Prävalenz von knapp 1% aller Menschen und 0,5% aller Kinder zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit, und wird am häufigsten im Kindesalter oder Senium diagnostiziert. Gekennzeichnet ist diese Erkrankung durch das Auftreten von wiederholten, explosionsartigen, unprovozierten Anfällen die zu einer Empfindens- oder Verhaltensstörung führen. Ursache hierfür ist eine spontane, synchrone, neuronale Entladung, hervorgerufen durch Gen-Mutationen an Ionenkanälen (vergleichbar mit einem Kurzschluss im Gehirn).

Mutationen im Natriumkanal Gen SCN2A spielen eine große Rolle für die Entstehung von Epilepsie und weiteren neurologsichen Erkrankungen bei Kindern und älteren Menschen. Die exakte Lokalisation dieser Mutation ist laut Forschern essentiell für die Thearpieart.

 

Funktionelle Mutation-Charakterisierung klärt zugrundeliegenden Mechanismus auf

In einer Studie von mehr als 70 Kindern mit Epilepsie auf Grund einer SCN2A Mutation, wurden Behandlungsversuche mit diversen Antiepileptika durchgeführt. Bei der einen Hälfte wurde die Erkrankung innerhalb der ersten drei Lebensjahre diagnostiziert, bei der anderen zwischen dem 4. – 8. Lebensjahr. Bei der ersten Hälfte Es zeigte sich ein deutlicher Therapieerfolg mit Natriumkanal-Blockern, bei der zweiten Hälfte jedoch keiner bis hin zu negativen Effekten.

Durch eine funktionelle Typisierung der Effekte einzelner Mutationen wurde der Mechanismus geklärt: Das SCNA2 Gen kodiert für einen spannungsabhängigen Natriumkanal der vor allem in den umyelinisierten Axonen vorkommt. Eine Mutation dieses Gens verursacht je nach Lokalisation eine Unter- oder Überfunktion des Natriumkanals und ändert somit das Aktionspotentialverhalten des betroffenen Axons.

Eine Überfunktion wurde lediglich bei Kindern der ersten Gruppe (Erstdiagnose innerhalb der ersten drei Lebensjahre), eine Unterfunktion bei der zweiten (Erstdiagnose zwischen vierten und achten Lebensjahr) festgestellt. Veröffentlicht wurden diese Ergebnisse in dem Fachmagazin BRAIN.

 

Zeitpunkt der Erstdiagnose hat Einfluss auf Therapie

Die unterschiedliche Dysfunktion der Natriumkanäle, je nach Alter des Krankheitsbeginnes, erklärt den differenten Therapieeffekt mit Natriumkanal-Blockern. Diese Erkenntnis ermöglicht in Zukunft eine gezielte Therapiewahl, abgestimmt auf den Krankheitsbeginn

"Dies ist vor allem für Neugeborene und Säuglinge mit schweren und häufigen Anfällen sehr wichtig, die rasch der richtigen Therapie bedürfen"

erklärt Erstautor Markus Wolff, Leitender Oberarzt der Abteilung Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Tübingen.

Quelle: Wien (APA)

Kommentare