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Europäischer Orthopädie-Kongress in Wien: Postoperative Wundinfektionen bereiten Sorge

Europäischer Orthopädie-Kongress in Wien: Postoperative Wundinfektionen bereiten Sorge

Eine niederländische Forschergruppe präsentierte in Wien Studienergebnisse zu Risiko- und Prognosefaktoren für postoperative tiefe Wundinfektionen beim Ersatz einer Hüftgelenks-Hälfte


Postoperative Wundinfektionen (Surgical site infections, SSI) bei orthopädischen Eingriffen waren ein wichtiges Thema auf dem 18. Kongress der European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORT), berichtet die „Inititive Sicherheit im OP“ (SIOP). Auf dem EFORT kamen von 31. Mai bis 2. Juni rund 6.000 Experten aus aller Welt in Wien zusammen.

Studie: Risiko- und Prognosefaktoren für postoperative tiefe Wundinfektionen

Eine niederländische Forschergruppe präsentierte in Wien Studienergebnisse zu Risiko- und Prognosefaktoren für postoperative tiefe Wundinfektionen beim Ersatz einer Hüftgelenks-Hälfte (Hemiarthroplastie)1). Tiefe SSI sind ernste Komplikationen, die zu längeren Krankenhausaufenthalten, schweren Beeinträchtigungen und höheren Behandlungskosten führen. Nach der Auswertung der Daten von 916 Patienten, wovon 92 Patienten eine SSI und davon 44 eine tiefe Wundinfektion hatten, und der Analyse von etwa 40 Faktoren zeigte sich, dass nur sehr wenige dieser Faktoren in einem Zusammenhang mit tiefen SSI standen. Wichtigster signifikanter Prognosefaktor war die Erfahrung des Operateurs, gemessen an der Zahl der pro Jahr durchgeführten Operationen. Gefolgt von dem Auftreten von Hämatomen, einem weiteren Eingriff nach der erfolgten ersten Operation (Revisions- bzw. Korrekturoperationen) und eine Operationsdauer von weniger als 45 und mehr als 90 Minuten. „Diese signifikant assoziierten Faktoren sind beeinflussbar, das ist eine gute Basis für die künftige Prävention tiefer SSI“, folgert Studienleiter Louis De Jong. Keinen Zusammenhang fanden die Forscher zwischen dem Auftreten von tiefen SSI und dem Einsatz von Wunddrainagen oder der Tageszeit, zu der die Operation stattfand.

Höheres Sterberisiko nach Korrektur-OP von Hüftprothesen-Infektionen

Dänische Forscher berichtete nach der Auswertung von Register-Daten (68.504 Patienten), dass nach Korrekturoperationen von Hüftprothesen-Infektionen das Sterblichkeits-Risiko während eines Jahres mehr als doppelt so hoch ist wie bei Patienten ohne Korrekturoperation. Mit Enterokokken infizierte Patienten hatten ein signifikant höheres Sterblichkeits-Risiko als mit anderen Bakterien infizierte Patienten2).

Infektionen: Mehr Korrektur-OP bei Männern mit Rheumatoider Arthritis

Forscher aus Australien haben herausgefunden, dass Männer mit Rheumatoider Arthritis nach der Implantation einer künstlichen Hüfte ein drei Mal so hohes Risiko einer Revisionsoperation wegen einer Infektion haben als Frauen. Studienleiter Peter Lewis: „Es besteht also weiterer Forschungsbedarf, um Methoden zu identifizieren, mit denen bei Männern mit Rheumatoider Arthritis Infektionen nach einer Hüftersatz-Operation reduziert werden können.“ 3)

Quellen:

1)       De Jong et al.: Factors Affecting The Rate Of Post-Operative Surgical Site Infections In Patients After Hip Hemiarthroplasty (EFFORT #439 - Free Papers)

2)       Varnum et al.: Increased Mortality Following Prosthetic Joint Infection In Primary Total Hip Arthroplasty (EFFORT #496 - Free Papers)

3)       Lewis et al.: Current Results Of Total Knee Replacement For Rheumatoid Arthritis: Males With Rheumatoid Arthritis Are At Greatest Risk Of Infection After Total Knee Arthroplasty (EFORT #978 - Free Papers)

Bildquelle: shutterstock

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