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Handy App und Internetseite hilft Schlaganfallpatienten bei Lebensstilumstellung .

Handy App und Internetseite hilft Schlaganfallpatienten bei Lebensstilumstellung .

Die österreichische „Stroke Card“-der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie, an der auch wir am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien teilnehmen, ist eine gute Möglichkeit für Schlaganfallpatienten ihre Risikofaktoren unter Kontrolle zu halten.


Was Schlaganfälle verhindern kann

Es gibt ein ganzes Bündel von Maßnahmen, die nachweislich dafür sorgen können, dass die Zahl der Schlaganfälle abnehmen kann:

• Bluthochdruck muss öfter erkannt und auch nachhaltig behandelt werden: Wie eine Metaanalyse zeigt, lässt sich das Schlaganfall-Risiko allein damit um 32 Prozent reduzieren.

• Wer Übergewicht abbaut, senkt auch den Blutdruck und damit auch das Schlaganfall-Risiko.

• Bessere Früherkennung und damit frühzeitige Behandlung beim immer noch zu selten erkannten Vorhofflimmern würde Menschenleben retten und Behinderungen ersparen.

Patienten mit Vorhofflimmern profitieren von innovativen blutverdünnenden Substanzen, den neuen oralen Antikoagulantien (NOAKs), die diese Therapie in den vergangenen Jahren anwenderfreundlicher und sicherer gemacht haben und bei adäquater Anwendung zu einer Senkung der Schlaganfall-Rate in dieser Risikogruppe beitragen. 

 

Erschreckende Blutdruckwerte bei Salzburgern

Wie groß der Handlungsbedarf in Sachen Lebensstil hierzulande nach wie vor ist, zeigen auch Daten, die wir über das Vorliegen von Risikofaktoren in der Allgemeinbevölkerung zur Verfügung haben. So zeigte beispielsweise eine 2015 durchgeführte Untersuchung von Arbeitnehmern in Salzburg, die im Schnitt gerade erst 37 Jahre alt waren, erschreckende Werte: Bei 46,9 Prozent wurde ein erhöhter Blutdruck gemessen, 37,5 Prozent hatten Übergewicht und 44 Prozent eine abdominelle Adipositas. Bei fast jedem Fünften (18,5 Prozent) lagen gleich drei oder mehr dieser Risikofaktoren vor.

Genereller Rauchstopp

• Was ein genereller Rauchstopp bringen kann, konnte man im US-Bundesstaat Arizona beobachten. Nachdem Raucher dort aus allen öffentlichen Gebäuden, Arbeitsplätzen und Restaurants verbannt worden waren, gingen die Schlaganfall-Raten um 14 Prozent zurück.

 

• Mit den neuerdings verfügbaren PCSK9-Inhibitoren lässt sich LDL-Cholesterin dauerhaft wirksam senken.

Leider sind diese innovativen Medikamente noch teuer und die Verschreibungsmöglichkeiten sehr restriktiv. Sie sollten aber zumindest in der Sekundärprävention bei Patienten, die einen Schlaganfall überlebt haben, verstärkt zum Einsatz kommen.
 

Strukturierte Nachsorge hilft bei Lebensstilumstellung

In besonderem Maß müssen unsere Bemühungen zur Lebensstil-Umstellung auch jenen Personen gelten, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben. Leider sehen wir in vielen Fällen, dass Patienten das oft nicht alleine schaffen

Handy App als sinnvoll erwiesen

Im digitalen Zeitalter lassen sich solche Disease Management Programme besonders gut umsetzen. Das zeigt etwa eine 2016 veröffentlichte australische Studie, in der Herz-Patienten vier Textnachrichten pro Woche über eine Handy-App erhielten, auf der sie auch ihre persönlichen Werte eintragen konnten. Nach sechs Monaten hatten diese Patienten nicht nur bessere Cholesterin- und Blutdruckwerte als die Vergleichsgruppe, sondern waren auch körperlich aktiver, hatten mehr Körpergewicht verloren und deutlich öfter mit dem Rauchen aufgehört. 

 

Personalisiertes Internettagebuch

In eine ähnliche Richtung geht  die aktuelle österreichische „Stroke Card“-Studie der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie, an der auch wir am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien teilnehmen. Hier bekommen die Patienten des Nachsorgeprogramms einen Link für eine personalisierte Internetseite („Stroke Card“), auf der sie laufend Blutdruckwerte, Bewegung, Tabakkonsum und Körpergewicht eintragen.

 Ein Ampelsystem gibt Feedback, wie gut die Risikofaktoren unter Kontrolle sind. In diesem Projekt soll wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass  durch eine strukturierte Nachsorge Rezidiv-Schlaganfälle und kardiovaskuläre Erkrankungen verhindert sowie die Lebensqualität nach Schlaganfall verbessert werden kann.

 

Redaktionelle Bearbeitung: Christina Kolin

Quellen: O’Donnell et al. Global and regional effects of potentially modifiable risk factors associated with acute stroke in 32 countries (INTERSTROKE): a case-control study. The Lancet 2016, 388: 761-773; Luger et al. Prävalenz der Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, des metabolischen Syndroms am Arbeitsplatz und der Vergleich von Vorhersagemodellen. Aktuel Ernahrungsmed 2015; 40 - P3_4, DOI: 10.1055/s-0035-1550208; Psaty et al. Health outcomes associated with various antihypertensive therapies used as first-line agents: a network meta-analysis. JAMA.2003;289:2534–2544.

Neter et al. Influence of weight reduction on blood pressure: a meta-analysis of randomized controlled trials. Hypertension. 2003;42:878–884;  Herman et al. Hospital admissions for acute myocardial infarction,angina, stroke, and asthma after implementation of Arizona’s comprehensive statewide smoking ban. Am J Public Health. 2011;101:491–496.

Cow et al, Effect of Lifestyle-Focused Text Messaging on Risk Factor Modification in Patients With Coronary Heart Disease: A Randomized Clinical Trial.JAMA. 2015 Sep 22-29;314(12):1255-63. doi: 10.1001/jama.2015.10945.

 

 

 

 

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