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Neue Immuntherapie hat Chancen für langfristige Erfolge

Neue Immuntherapie hat Chancen für langfristige Erfolge

Die neue Immuntherapie bei Krebs mit den sogenannten Checkpoint-Inhibitoren hat das Zeug, die Situation bei mehreren Krebserkrankungen radikal zu verändern. Selbst im fortgeschrittenen Stadium bestimmter bösartiger Erkrankungen scheinen 30% der Behandelten einen langfristigen Effekt zu zeigen.


Für mich ist die Immuno-Onkologie das Aufregendste in der Onkologie und kommt einer Revolution gleich,

sagt Tina Lupberger, Vizechefin der Abteilung für Strategie und Innovation (Onkologie) eines US-amerikanischen Pharmakonzerns. Bedarf an solchen Revolutionen sei vorhanden. "Bis 2025 könnten jährlich 20 Millionen Menschen weltweit an Krebs erkranken – allein in der EU erkranken derzeit rund 3,5 Millionen Menschen neu an Krebs."

 

Nach der sogenannten zielgerichteten Krebstherapie auf der Basis molekularbiologischer Charakteristika des Tumors beim einzelnen Patienten ist es seit 2011 zu einer enormen zusätzlichen Verbreiterung der Behandlungsmöglichkeiten gekommen: monoklonale Antikörper gegen die CTLA-4 oder PD-1 bzw. PD-L1-Oberflächenstrukturen auf Immun- und/oder Krebszellen. Das kann die bösartigen Zellen wieder für den Angriff des Immunsystems der Patienten zugänglich machen.

 

Je nach Tumorart ist das derzeit mehr oder weniger erfolgreich. Ein positives Beispiel ist das sogenannte Merkelzell-Karzinom, eine seltene und sehr aggressive Hautkrebserkrankung. "Es gibt pro Jahr 1,4 Neuerkrankungen pro 100.000 Menschen, Tendenz steigend. In den USA liegt die Zahl der Neuerkrankungen pro Jahr bei rund 2.000 in der EU bei rund 2.500", sagt Dirk Schadendorf, Chef der dermatologischen Universitätsklinik in Essen in Deutschland. "Zwar liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate für alle Patienten bei 50 Prozent. Doch bei einer Erkrankung mit Metastasen beträgt die Überlebenszeit weniger als ein Jahr."

 

Zwar spricht das Merkelzell-Karzinom oft auf Chemotherapie gut an. Doch die Wirkung hält nur kurz. "Für eine Behandlung mit zielgerichteten Medikamenten gibt es keine Mutation als Treiber der Erkrankung, gegen die man Arzneimittel verwenden könnte", betont Schadendorf. So stehe bei Fehlschlagen einer auch toxischen Chemotherapie kaum mehr eine Behandlungsalternative zur Verfügung. "Und 50 Prozent der an einem Merkelzell-Karzinom Erkrankten zeigen binnen drei Monaten ein Fortschreiten der Erkrankung."

 

Hier könnte die Immun-Onkologie mit ihren neuen Mitteln einsetzen. Tina Lupberger verweist auf die lange Geschichte der Bemühungen der Medizin, das körpereigene Immunsystem gegen Krebs "scharf" zu machen: "Bereits in den 1890er-Jahren wurde die erste Krebsvakzine erprobt. 1976 wurde der BCG-Impfstoff (Tuberkulose; Anm.) bei Blasenkrebs eingesetzt. 1992 wurde Interleukin-2 gegen das Nierenzellkarzinom, 1996 Interferon alpha gegen das Melanom zugelassen. 2006 wurde die HPV-Impfung zur Verhinderung des Zervixkarzinoms registriert. 2010 kam die Sipuleucel-T-Vakzine gegen Prostatakrebs, ab 2011 die Checkpoint-Inhibitoren."

 

Erst diese monoklonalen Antikörper zur Immuncheckpoint-Blockade und - seit vergangenem Jahr - die sogenannten CAR-T-Zell-Therapien könnten den wirklich einen Umschwung bringen. Bei der CAR-T-Zell-Therapie werden Immunzellen des einzelnen Patienten gewonnen, biotechnologisch verändert und dann wieder zurückgegeben. Die veränderten Abwehrzellen sollen gezielt Krebszellen angreifen. Vor allem in der Hämatologie hat das bisher zu guten Erfolgen geführt. Die Technik ist aber extrem aufwendig.

Quelle: APA

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