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EU-Projekt HYPO-RESOLVE soll bessere Behandlungsoptionen für DiabetikerInnen ermöglichen

EU-Projekt HYPO-RESOLVE soll bessere Behandlungsoptionen für DiabetikerInnen ermöglichen

EU-Projekt HYPO-RESOLVE soll bessere Behandlungsoptionen für DiabetikerInnen ermöglichen

CredoWeb im Interview mit Frau Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Julia Mader aus Graz

 

CredoWeb: Was ist das Ziel des EU-Forschungsprojekts Hypo-Resolve?

 

Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Julia Mader:

 

Ziel des EU-Projektes ist die tiefergreifende Erforschung der Auswirkungen von Hypoglykämien bei PatientInnen mit Diabetes.

 

Bei Hypoglykämien handelt es sich um zu niedrige Blutzuckerwerte, welche durch verschiedene Diabetespräparate - insbesondere in Kombination mit Insulin – auftreten können.

 

Hypoglykämien haben negative gesundheitliche Auswirkungen (Bewusstseinsstörungen bis hin zu Koma, Herzrhythmusstörungen, Schädigungen des Gehirns) bei PatientInnen mit Diabetes und verhindern oft eine bessere Blutzuckereinstellung. Insbesondere PatientInnen, welche bereits eine schwere Unterzuckerung mit Bewusstlosigkeit erfahren haben, haben große Angst vor neuerlichen derartigen Ereignissen.

 

Insulinpumpe


Wie der Name schon in sich trägt (Hypo-RESOLVE - Hypoglycaemia – REdefining SOLutiuons for better liVEs) liegt der primäre Fokus bei den PatientInnen und soll durch eine breit gefächerte Untersuchung von Hypoglykämien das Leben der PatientInnen mit Diabetes erleichtern.

 

 

Es sollen dabei Aspekte aus verschiedenen Fachdisziplinen (Diabetologie, Psychologie, Grundlagenforschung, Industrie, Ökonomie, Technologie, …) beleuchtet werden.

 

Ein Ziel des Projektes ist es, eine einheitliche Definition von Hypoglykämien basierend auf verschiedenen Messmethoden entwickelt werden, welche dann auch zu Kommunikation mit Zulassungsbehörden und Fachgesellschaften einzelner Länder genutzt werden soll.
Damit können verschiedene Therapiemethoden in Hinblick auf ihr Hypoglykämierisiko besser miteinander verglichen werden.

 

Auch sollen psychologische Auswirkungen von Hypoglykämien auf PatientInnen und deren Angehörige besser erforscht werden und in Zukunft auch bei der Zulassung von Arzneimitteln standardisiert erhoben und in den Zulassungsprozess miteinfließen.

 

Einen wesentlichen Teil im Projekt tragen auch PatientInnen mit Diabetes selbst, welche im Sinne eines Beratergremiums fungieren und von den Fachexperten zu Rate gezogen werden können.

 


CredoWeb: Aus welcher Motivation heraus wurde das Projekt in die Welt gesetzt und welche Länder sind daran beteiligt?

 

Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Julia Mader: Im Rahmen der Projektvorbereitung wurde es geschafft, relevante Partner aus Forschung und Industrie zu einer internationalen Kooperation zusammen zu bringen und das Projektkonsortium ist in seiner Zusammensetzung einzigartig.

 

Es ist das erste Projekt bei dem die drei bedeutendsten Insulinhersteller sowie Gerätehersteller von kontinuierlichen Glukosemonitoringsystemen (=Systeme mit denen Patienten selbst ihre Glukosekonzentration überwachen können) kooperieren und ihre bisher gesammelten relevanten Daten zur Verfügung stellen.

 

Diese Daten werden von Forschern in einer einheitlichen Datenbank zusammengetragen und Analysen zu Hypoglykämiehäufigkeiten unter den bisher verfügbaren Therapien ausgewertet.  Dies dient in weiterer Folge als Grundlage für neu auf den Markt kommende Substanzen, die den Überlegenheitsbeweis antreten müssen.

 

An Forschungspartnern sind unter der Führung der Niederlande (die globale Projektkoordination liegt bei der Universität Nijmegen) unter anderem Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich, Schweden und die Schweiz beteiligt.

 


CredoWeb: Wie sieht die Forschungsbeteiligung an der MedUni Graz aus – was passiert in Graz? 

 

Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Julia Mader: Die MedUni Graz ist insbesondere im Arbeitspaket rund um kontinuierliche Glukosemessung involviert.


Dabei werden einerseits die statistischen Auswertungen der Daten aus der kontinuierlichen Glukosemessung von den Grazer Forschern vorgenommen. Dabei sollen Aussagen zur jährlichen Hypoglykämiehäufigkeit getroffen werden.

 

Auch werden statistische Analysen zur Vorhersage des Eintritts und der Abschätzung von Folgen der Hypoglykämie durchgeführt.
In weiterer Folge sollen dann die aus der historischen klinischen Datenbank gewonnenen Vorhersagewerte in einer klinischen Prüfung auf ihre Validität geprüft werden.

 

Weiters werden die Grazer Forscher sich mit der evidenzbasierte Klassifikation von Hypoglykämie basierend auf klinisch validen Daten von 100-150 rezenten klinischen Studien befassen und die Kommunikation zwischen Industriepartnern, Fachgesellschaften und Zulassungsbehörden koordinieren.

 


CredoWeb: Wann kann man mit Ergebnissen rechnen?

 

Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Julia Mader: Das Projekt hat eine Laufdauer von 4 Jahren.

 

Mit ersten Ergebnissen zu Teilaspekten wie beispielsweise Literaturrecherche und Analyse der Daten aus der Datenbank ist in den nächsten 18 Monaten zu rechnen.
Die Daten der klinischen Studie werden erst gegen Ende des Projektes vorliegen.

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

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