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Nicht schon wieder eine Blasenentzündung

Nicht schon wieder eine Blasenentzündung

CredoWeb im Interview mit Frauenärztin Dr. med. Claudia Plakolm

 

CredoWeb: Wie kommt es zu einem Harnwegsinfekt?

 

Dr. med. Claudia Plakolm: Ein Harnwegsinfekt wird häufig als Blasenentzündung bezeichnet und entsteht durch Bakterien, die über die Harnröhre aufsteigen.

Meist handelt es sich um Darmbakterien. Der mit Abstand häufigste Erreger ist E. coli.

 

 

 

Typische Symptome eines Harnwegsinfektes sind Schmerzen beim Harnlassen, starker und häufiger Harndrang, Schmerzen oder Druck im Unterbauch sowie gelegentlich auch Harnverlust.

 

CredoWeb: Was sind die Ursachen für immer wieder kehrende Harnwegsinfekte?

 

Dr. med. Claudia Plakolm: Ab 3 Harnwegsinfektionen im Jahr oder ab 2 Infektionen in 6 Monaten spricht man von rezidivierenden (=häufig wiederkehrenden) Harnwegsinfektionen.

 

Frauen leiden sind durch die kürzere Harnröhre und die anatomische Nähe der Harnröhre zum Scheideneingang viel häufiger an Harnwegsinfektionen.

Häufige Harnwegsinfekte stehen auch in Zusammenhang mit einer Fehlbesiedlung der Scheide. Eine gesunde Scheidenflora mit ausreichend Milchsäurebakterien schützt.

 

Geschlechtsverkehr erhöht das Risiko für Harnwegsinfekte, wodurch es leichter zu einem Aufsteigen der Bakterien durch die Harnröhre kommt. Meist hilft es nach dem Geschlechtsverkehr die Blase zu entleeren.

 

 

Weitere Risikofaktoren für wiederholte Harnwegsinfekte sind der Gebrauch von Diaphragmen, Spermizide oder vaginalem Verhütungsring, sowie Vorerkrankungen, wie Fehlbildungen der Harnwege, Diabetes mellitus oder Immundefekte.

 

Kälte führt durch die vorübergehende Schwächung des Immunsystems ebenfalls zu häufigeren Infekten. Besonders problematisch ist hierbei lokale Kälte am Bauch/ Genitalbereich (z.B. nasse Badekleidung) oder an den Füßen.

 

 

Vor allem bei älteren Frauen kann auch ein lokaler Östrogenmangel zu einer Atrophie mit Scheidentrockenheit und daraus folgend vermehrten Harnwegsinfekten führen. In diesem Fall hilft meist eine niedrig dosierte lokale Östrogengabe.

 

CredoWeb: Was sind die besten Behandlungsmethoden derzeit?

 

Dr. med. Claudia Plakolm: Ob eine antibiotische Therapie notwendig ist, wird anhand der Beschwerden, des Krankheitsverlaufs und der Risikofaktoren erwogen.
Bei der Auswahl des Wirkstoffes sollte immer auf das lokale Erregerspektrum und die lokale Resistenzsituation Rücksicht genommen werden.

 

 

Weiters sollte eine Beratung zu den Risikofaktoren und deren Vermeidung erfolgen.

 

Bei sehr häufigen Infekten mit hohem Leidensdruck wird gelegentlich eine Langzeitprophylaxe mit niedrig dosiertem Antibiotikum oder eine Impfung erwogen.

 

Zur Therapie und Prophylaxe gibt es mehrere therapeutische Ansätze:

 

Erschwertes Anhaften von Bakterien an die Blasenwand:

Mannose, Cranberry

 

 

 

Pflanzliches Desinfizieren der Harnwege:

Kapuzinerkresse, Meerrettichwurzel und Goldrute 

 

Ansäuern des Harns:

L-Methionin, Ascorbinsäure

 

Spülen der Harnwege:

Viel Trinken!

 

Gesunde Scheidenflora:

Lokale Milchsäurepräparte

 

Symptome lindern:

Lokale Wärme

Schmerzstillende Medikamente

 

 

Nach einer Woche sollte wieder eine Harnkontrolle erfolgen!

 

CredoWeb: Bitte geben Sie praktische Tipps, um rezidivierende Harnwegsinfekte bestmöglich zu vermeiden!

 

Dr. med. Claudia Plakolm:

 

  • Ausreichend Trinken
  • Kälte vermeiden
  • Harnlassen nach dem Geschlechtsverkehr
  • Prophylaxe mit pflanzlichen Wirkstoffen (Cranberry)
  • Gesunde Scheidenflora erhalten (Milchsäure)
  • Bei Scheidentrockenheit lokale Östrogengabe

 

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

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