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Studie zu nosokomialen Infektionen: Prävention mindert Risiko

Studie zu nosokomialen Infektionen: Prävention mindert Risiko

Wundinfektionen nach Operationen zählen zu den meist gefürchteten medizinischen Komplikationen. Schätzungen zufolge sterben pro Jahr in Österreich 2.400 Menschen an sogenannten "Krankenhauskeimen". Einer aktuellen Studie unter heimischen Chirurgen zufolge, deren Ergebnisse bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert wurden, kann Prävention das Risiko drastisch senken.

 

Nosokomiale Infektionen treten im Zuge eines Aufenthalts oder einer Behandlung in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung auf und dürfen nicht bereits bei der Aufnahme oder in der Inkubationsphase vorhanden gewesen sein. Die Österreichische Gesellschaft für Krankenhaushygiene (ÖGKH) hat auf Basis von Zahlen des Gesundheitsministeriums berechnet, dass hierzulande fünf Mal so viele Todesfälle durch Spitalskeime auftreten wie im Straßenverkehr.

 

Besonders gefährdet sei man in heimischen Spitälern, sich zum Beispiel Staphylococcus aureus-Keime (S. aureus) einzufangen. Das Bakterium tragen viele Patienten symptomlos auf der Haut, dringt es in den Körper ein kann es aber großen Schaden anrichten.

 

Die Vermeidung postoperativer Wundinfektionen gewinnt nicht zuletzt aufgrund steigender Antibiotikaresistenzen an Bedeutung, wie Experten anlässlich des Europäischen Antibiotikatags am 18. November feststellten. Die Therapieoptionen sind häufig eingeschränkt, Prävention und Prophylaxe rücken in den Fokus.

 

Die sogenannte Patienten-Dekontamination gilt als innovative Möglichkeit, das Risiko einer postoperativen Wundinfektion zu senken. Erstmals wurde flächendeckend unter Chirurgen in einem europäischen Land Wissen, Einschätzungen und praktische Erfahrungen zu derartigen Maßnahmen erhoben.

 

Zwischen Jänner und April 2017 konnten mittels anonymem, quantitativem Fragebogen alle österreichischen Krankenhäuser mit Allgemeinchirurgie, Orthopädie, Herzchirurgie oder Plastische Chirurgie bzw. Gynäkologie teilnehmen. 158 Chirurgen haben alle Fragen vollständig ausgefüllt.

 

Laut ÖGKH-Präsident Ojan Assadian, tätig an MedUni Wien/AKH Wien, haben mit S.aureus kolonisierte Patienten ein bis zu 23 Mal höheres Risiko einer postoperativen Wundinfektion (SSI.). Behandlungen im Vorfeld gegen den Erreger, etwa mit Nasensalbe oder Ganzkörperwaschungen mit speziellen Präparaten, zeigen Erfolgsraten von bis zu 70 Prozent. Allerdings trägt in vielen Fällen die Krankenversicherung die Kosten für diese präventive Maßnahmen nicht.

 

Zwei Drittel der Befragten haben angegeben, zumindest eine Art der präoperativen Dekolonisation in ihrer Abteilung zu implementieren. Mehr als die Hälfte hält sich für ausreichend informiert. 78 Prozent dieser Ärzte wiederum zeigten sich von der präoperativen Dekolonisationsmaßnahme überzeugt. 92 Prozent von denen, deren Einrichtung die Dekontamination anbietet, gaben an, die Kosten würden vom Spital übernommen, bei acht Prozent müssen die Kosten von den Betroffenen selbst getragen werden.

 

Service:

 

Die vollständige Studie "A survey on current knowledge, practice and beliefs related to preoperative antimicrobial decolonization regimens for prevention of surgical site infections among Austrian surgeons" (publiziert 2018) ist hier zu finden.

 

Quelle: APA

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