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Gebärmutterentfernung: Ursachen, Ablauf & das Leben danach

Gebärmutterentfernung: Ursachen, Ablauf & das Leben danach

CredoWeb im Interview mit Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe Dr. med. univ. Andrea Lederer

 

CredoWeb: Bei welchen Erkrankungen und aufgrund welcher anderen Gründe wird die Gebärmutter entfernt?

 

 

Dr. med. univ. Andrea Lederer: Die Gebärmutter kann im Laufe eines weiblichen Lebens mehrere verschiedene gut- oder bösartige Erkrankungen, erleiden, die mit operativen Eingriffen therapiert werden müssen.

 

Oft reicht z.B. bei Endometriumpolypen ein kleiner Eingriff aus (Hysteroskopie und Cürettage = Gebärmutterspiegelung mit Ausschabung).
 

Jedoch kann es im Zusammenhang mit großen Myomen notwendig werden, dieses Organ zu entfernen, weil der Leidensdruck für die Patientin durch unregelmäßige und starke Blutungen, Druck im Unterbauch, Obstipation (= Verstopfung) oder Schmerzen immer größer wird.

 

 

Myome sind die häufigste Ursache für die Entfernung der Gebärmutter, gefolgt von Senkungsbeschwerden des inneren Genitales. Auch bei Krebserkrankungen der Gebärmutter oder schwerer Endometriose (= Adenomyosis uteri) ist die Operation notwendig und bringt oft völlige Heilung.

 

CredoWeb: Welche chirurgischen Verfahren stehen derzeit zur Verfügung?

 

 

Dr. med. univ. Andrea Lederer: Es gibt inzwischen die Möglichkeit die Gebärmutterentfernung vollständig über die sogenannte Knopflochmethode (=Laparoskopie) durchzuführen.

Wo früher nur eine offene Methode mit einem großen Bauchschnitt (abdominale Hysterektomie) zur Verfügung stand, kann man mittels TLH (=totale laparoskopische Hysterektomie) den Uterus minimal invasiv operieren.

 

Dies hat für die Patientin große Vorteile. Die Technik ist komplex und erfordert vonseiten der Ärztin/des Arztes viel Erfahrung im chirurgischen Bereich, kann aber dann sehr blutungsarm durchgeführt werden, ohne dass die Eröffnung des gesamten Bauchraumes notwendig ist.

Dabei wird der Uterus laparoskopisch von den umgebenden Organen und anatomischen Strukturen abgesetzt und über die Scheide entfernt.

 

 

Der stationäre Aufenthalt beträgt im Durchschnitt 3 Tage, und die Patientinnen sind anschließend meist schnell wieder auf den Beinen.

Dennoch muss postoperativ eine Heilungsphase von bis zu 8 Wochen berücksichtigt werden, die unbedingt eingehalten werden soll, damit es später zu keinen Problemen oder Komplikationen kommt.

 

Alternativ kann die Gebärmutter komplett über die Scheide (=vaginale Hysterektomie) operiert werden, was jedoch wesentlich mehr Blutungsprobleme und Schmerzen durch große Absetzungsnähte bedeutet.
Der stationäre Aufenthalt ist im Durchschnitt um 2-4 Tage länger und der Schmerzmittelbedarf erhöht.
Die postoperative Heilung dauert ebenso 6-8 Wochen.

 

Diese Methode kommt heute meist im Zusammenhang mit einer Gebärmutter- oder Blasensenkung zum Einsatz, da hier gleichzeitig die Straffung der Vaginalwand durchgeführt werden kann.


 

CredoWeb: Wie groß ist das Risiko für Komplikationen während und nach der Operation?

 

 

Dr. med. univ. Andrea Lederer:

 

Komplikationen sind bei jedem chirurgischen Eingriff möglich. Allerdings ist das Risiko bei hoher Expertise der Chirurgin/des Chirurgen bei der TLH für Verletzungen der Nachbarorgane, wie Harnblase, Darm, Harnleiter oder Blutgefäße aufgrund der Verwendung eines speziellen Instrumentes und eines sogenannten Hohl-Adapters, der während der Operation über die Portio gestülpt wird, deutlich geringer als bei alternativen Methoden (vaginale oder abdominale Technik).

 

Der Blutverlust und der postoperative Schmerzmittelverbrauch sind ebenfalls signifikant geringer, wie zahlreiche Studien zu diesem Thema bestätigen.

 

Bei zahlreichen vorausgegangenen Operationen (z.B. Kaiserschnitt, komplizierte Darmoperationen oder ausgeprägte Endometriose) kann das Risiko für Komplikationen allerdings ansteigen, wie bei jeder anderen Operation auch.


 

CredoWeb: Was sind die Folgen für die Gesundheit einer Frau nach einer Hysterektomie und ist eine spezielle Behandlung nach einer Gebärmutterentfernung notwendig?

 

 

Dr. med. univ. Andrea Lederer: Die Folgen der Hysterektomie für die Frau sind meist langfristig nicht spürbar.

 

Nach der Heilungsphase ist auch wieder ein normales Sexualleben möglich. Die Orgasmusfähigkeit ist durch die Operation nicht beeinträchtigt, ebenso, wie die hormonelle Situation nicht verändert wird.

Grundsätzlich werden die Eierstöcke belassen und produzieren daher weiterhin Hormone, ohne dass eine Regelblutung eintreten kann.

 

Kurzfristig ist durch die Veränderung der Durchblutung der Ovarien je nach Alter der Patientin eine leichte hormonelle Schwankung möglich, was sich jedoch gerade bei jüngeren Frauen vor der Menopause, schnell wieder legt.

Der Vorteil der totalen laparoskopischen Hysterektomie (total bedeutet, dass auch der Gebärmutterhals entfernt wird) ist außerdem, dass es zu keinem Zervixkarzinom (= Gebärmutterhalskrebs) mehr kommen kann.

 

Dennoch muss weiterhin die jährliche gynäkologische Vorsorgeuntersuchung wahrgenommen werden, da auch am Scheidenblindsack bösartige Veränderungen entstehen können.

 

Die Häufigkeit von Scheidensenkungen, Blasen- oder Darmsenkung ist nach einer Gebärmutterentfernung etwas erhöht, da der Uterus mit seinen Bandstrukturen ja auch eine gewisse Haltefunktion im kleinen Becken der Frau erfüllt.

 

Zur Prophylaxe einer Scheidensenkung ist daher nach der Operation und abgeschlossener Heilungsphase von 8 Wochen die Erlernung eines guten Beckenbodentrainings erforderlich, was lebenslang (auch bei nicht operierten Frauen!) durchgeführt werden sollte.

 

Schweres Heben ist ebenfalls aus Rücksicht auf den weiblichen Beckenboden zu vermeiden.

 

Nach der Gebärmutterentfernung ist ein Rehabilitations-Aufenthalt von 3 Wochen sinnvoll, und wird in Österreich auch von der Krankenkasse übernommen.

 

Ansonsten sind die meisten Patientinnen nach der TLH sehr zufrieden und würden sich immer wieder für diese Operation entscheiden, vor allem weil oft lange Leidenswege zurückgelegt und durch die Behandlung endlich beendet wurden.

 

 

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

 

 

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