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Ebola: Internationales Netzwerk entwirft Public-Health-Modelle für besseres Verständnis von Epidemien

Ebola: Internationales Netzwerk entwirft Public-Health-Modelle für besseres Verständnis von Epidemien

Der bereits zehnte Ebola-Ausbruch seit dem Aufkommen dieses Virus erschüttert derzeit den Kongo. Seit August sind mehr als 1.700 Fälle gemeldet worden, teilte das Gesundheitsministerium des zentralafrikanischen Landes vor kurzem mit. Um die Public-Health-Maßnahmen bei Epidemien wie dieser künftig zu verbessern und die Kooperation mit Betroffenen zu optimieren, wurde das internationale sozialwissenschaftliche Netzwerk SONAR-global initiiert, in dem auch die MedUni Wien stark involviert ist, und das im Rahmen des EU Horizon 2020 finanziert wird.

 

Die laufenden und geplanten Initiativen dieses Netzwerks wurden nun im Top-Journal „The Lancet Infectious Diseases“ gewürdigt. An der MedUni Wien wird das Projekt von Ruth Kutalek von der Abteilung für Sozial- und Präventivmedizin geleitet. „Wir betrachten die sozialwissenschaftlichen Aspekte von Epidemien wie dieser“, erklärt sie. Die Fragestellungen drehen sich um das „soziale Verhalten bei Epidemien“, das Herausfiltern und gezielte Ansprechen von besonders verletzlichen Gruppen und wie man geeignete Public-Health-Maßnahmen in Gemeinschaften integrieren kann. Kutalek:

Das alles geht nur mit der betroffenen Bevölkerung, wir entwerfen gemeinsam mit ihnen Modelle, die zu geeigneten Lösungen beitragen, um das Leben der Menschen vor, während und nach Epidemien zu verbessern. Das geht auch über eine starke Bewusstseinsbildung.

Konkret wurde bei der derzeitigen Ebola-Epidemie in enger Kooperation mit dem GOARN-Netzwerk der WHO, eine „Landkarte“ entworfen die unterschiedliche Projekte im Kongo listet, die sich vor Ort mit der besseren Einbindung von Betroffenen beschäftigen und sich um sozialwissenschaftliche Aspekte von Prävention, Behandlung, und mentale Unterstützung der Menschen kümmern. „Dadurch wird die Effizienz gesteigert, ähnlich gelagerte Projekte arbeiten eng zusammen und es wird verhindert, dass zu einem speziellen Bereich gleich mehrere, gleiche Projekte gestartet werden.“

Frauen besonders gefährdet

Es werden auch „Tools“ entwickelt, wie man besonders verletzliche Gruppen erkennt und optimal anspricht: Also welche Bevölkerungsgruppen wie und wo besonders gefährdet sind, sich während einer Epidemie anzustecken oder besonders Hilfe zu benötigen. Der Trend:

Familien, die auf Grund von Kriegsereignissen von Minderjährigen geleitet werden, sind besonders bedroht, genauso wie generell Frauen. Sie sind diejenigen, die die Erkrankten zum überwiegenden Teil pflegen,

betont Kutalek. Diese gefährdeten Gruppen können von Ort zu Ort sehr unterschiedlich sein.

 

Die Ebola-Epidemie im Kongo ist aber nur der akute Fall. Diese „Tools“ sollen künftig weltweit dazu beizutragen, Epidemien generell zu verkürzen, indem man Betroffene besser einbindet und sollen auch bei anderen Infektionserkrankungen und antimikrobiellen Resistenzen eingesetzt werden. Daneben gibt es auch den politischen Aspekt, um diese Modelle in der jeweiligen Region und den Ländern umzusetzen.

 

Generelles Ziel ist es, die Widerstandskraft, die so genannte Resilienz, in der Bevölkerung zu verbessern und bestehende Unsicherheiten zu verstehen und zu gemeinsamen Lösungen zu kommen – etwa, wenn es um die Isolation und Behandlung von Erkrankten geht, oder um die Quarantäne von Angehörigen.

Wir wollen kommunikativ als SozialwissenschafterInnen erklären, warum diese Maßnahmen notwendig sind – und in welchen Situationen sie wichtig sind – und dafür mehr Awareness erreichen.

Studie

Tamara Giles-Vernick, Ruth Kutalek, David Napier, David Kaawa-Mafgiri, Michael Dückers, John Paget, et. al. A new social sciences network for infectious threats. The Lancet Infectious Diseases. Volume 19, ISSUE 5, P461-463, May 01, 2019. Published:May, 2019.

Quelle: Presseaussendung der Medizinischen Universität Wien

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