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Das war das Symposium: 80 Jahre ‘Archives of Virology’ am 25.11.2019 an der MedUni Wien

Das war das Symposium: 80 Jahre ‘Archives of Virology’ am 25.11.2019 an der MedUni Wien

Ein Interview mit Forscher & Universitätsprofessor für Biochemie & Zellbiologie Dr. Timothy Skern

 

CredoWeb: Was waren die wichtigsten Themen des Symposiums?


Univ.-Prof. Dr. Timothy Skern: Wichtige Themen des Symposiums waren menschliche Pathogene (zB Influenza Virus, HIV, Ebola Virus) und tierische Pathogene (zB das Afrikanische Schweinepest Virus) sowie die Diagnose von Viren, die Krankheiten in Pflanzen hervorrufen.

 

Allgemeine Themen waren die atomische Struktur von Viren (zB humane Papillomaviren) und das Nachweisen von viralen Sequenzen in Insekten.

 

Turnip yellow mosaic virus (drawn with PyMol using PDB file 1auy)
Turnip yellow mosaic virus (drawn with PyMol using PDB file 1auy)


Professor Wendy Barclay (Imperial College, London) sprach über die Veränderungen im Influenza Virus, die notwendig sind, dass ein Stamm von Vögeln auf Menschen übertragen werden kann.
Ihre Ergebnisse zeigten, dass mindestens zwei Proteine, eine Untereinheit der virale Polymerase und das Hämagglutinin-Molekül spezifische Mutationen zeigen müssen.

Die Veränderung in der Polymerase erlaubt dem Virus, eine bessere Wechselwirkung mit einem Wirtsprotein, mit dem Ergebnis, dass die virale RNA-Synthese erhöht wurde.

: Influenza neuraminidase bound with Tamiflu (drawn with PyMol using PDB file 6heb)
Influenza neuraminidase bound with Tamiflu (drawn with PyMol using PDB file 6heb)

 

Mutationen im Hämagglutinin im Gegensatz führten dazu, dass das Virus stabiler im menschlichen respiratorischen Trakt war, damit sie die leicht saure Umgebung überstehen könnten.

Dr. Linda Dixon (Pirbright, England) zeigte in ihrem Vortrag, warum es schwierig ist, einen Impfstoff gegen das Afrikanische Schweinepest Virus zu entwickeln.

 

Dengue virus (drawn with PyMol using PDB file 1k4r)

Dengue virus (drawn with PyMol using PDB file 1k4r)

 

Vor einigen Jahren ist dieses Virus in den Baltischen Staaten aufgetaucht. Seitdem ist das Virus in Belgien, Polen und Ungarn (aber noch nicht in Österreich) entdeckt worden; in der jüngsten Zeit ist das Virus nach China gekommen.

Da das Virus tödlich ist und infektiös in Fleischprodukten bleibt, sind ungefähr ein Viertel aller Schweine auf der Welt getötet worden.


In Belgien werden die Kosten mit ca. 22.5 Millionen Euros pro Monat beziffert (Quelle: Promedmail).

 

Dr. Dixon arbeitet seit Jahren an der Herstellung eines Impfstoffs. Sie hat herausgefunden, dass das Virus die angeboren Immunität des Schweins ausschalten kann, was die Herstellung eines attenuierten Lebendimpfstoffs verhindert. Mit diesem Erkenntnis könnte sie ein Virus herstellen, dass zwar Schweine infizieren kann und Antikörper hervorruft, aber keine Krankheit verursacht. Die Tiere waren aber nicht gegen den Wild-Typ Virus geschützt.

Durch weitere, gezielte Mutationen wird versucht, Antikörper zu generieren, die tatsächlich die Tiere vor der Infektion schützen. Die Arbeiten werden aber einige Jahre in Anspruch nehmen.

 

 

CredoWeb: Was war das Ziel dieser großartigen Veranstaltung?

 


Univ.-Prof. Dr. Timothy Skern:


Das Ziel dieser Veranstaltung war es, das 80-jährige Bestehen der Zeitschrift „Archives of Virology“ zu feiern. Die Zeitschrift wurde zum ersten Mal im Jahr 1939 als „Archiv für die gesamte Virusforschung“ in Wien verlegt. Sie war die erste Zeitschrift, die allein der Virologie gewidmet war. Dieses Ziel wurde mit 12 ausgezeichneten Fachvorträgen über Viren der Menschen, Tiere und Pflanzen mehr als erreicht.

 

CredoWeb: Für wen war die Teilnahme auf diesem Symposium von besonderer Bedeutung?

 


Univ.-Prof. Dr. Timothy Skern: Die Teilnahme war für die StudentInnen und junge WissenschaftlerInnen von großer Bedeutung, da sie erfahren könnten, welche Themen heute in der Virologie aktuell sind. Weiters haben sie gesehen, dass es ungeheuer viele offene Fragen auf vielen verschiedenen Forschungsgebieten gibt.

Die Behauptung von Professor Edward Holmes (Sydney, Australia), dass es wahrscheinlich 100 Millionen verschiedene Spezies von Viren zu entdecken gibt, hat viele Teilnehmer sehr überrascht.

 


CredoWeb: Wird es in Zukunft weitere Kongresse dieser Art geben?



Univ.-Prof. Dr. Timothy Skern: Vielleicht.

 

 

Interview: Christina Neumayer/CredoWeb

 

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