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Krebsforschung an der Med Uni Graz: Klinik und Wissenschaft Hand in Hand

Krebsforschung an der Med Uni Graz: Klinik und Wissenschaft Hand in Hand

Durch neue Therapieoptionen konnten Krebserkrankungen in den letzten Jahren
und Jahrzehnten effektiver bekämpft werden. Vor allem bei früher Diagnose stehen die
Heilungschancen bei vielen Krebsarten oft sehr gut. Über neue Entwicklungen in der
Krebsforschung und die wissenschaftliche Grundlage für Präzisionsonkologie spricht Philipp Jost von der Klinischen Abteilung für Onkologie der Med Uni Graz.


Wichtige Kooperation


Bei der Erforschung verschiedenster Krebskrankheiten ist die Zusammenarbeit zwischen
den wissenschaftlichen Arbeiten im Labor und der Klinik von größter Bedeutung. Nur durch
die reibungslose Kooperation zwischen den beiden Gebieten waren die Fortschritte der
letzten Jahre möglich. Auch an der Med Uni Graz arbeiten verschiedene Disziplinen
zusammen, um Krebserkrankungen zu erforschen und zu bekämpfen. Als exzellentes
Beispiel dient hier eine Forschungsarbeit zu Lungenkrebs.


Den Schutz des Krebses umgehen


Von allen Krebserkrankungen fordert der Lungenkrebs weltweit die meisten Todesopfer.
Das Bronchialkarzinom kann in allen Abschnitten der Lunge entstehen – entweder aus den
Zellen, welche die Atemwege auskleiden, oder aus den Lungenbläschen. Potenziell
bösartige Zellen entstehen auch im gesunden Körper, doch das Immunsystem erkennt und
zerstört diese im Regelfall schnell und problemlos. Wenn sich die bösartige Zelle allerdings
vermehren kann, entsteht Krebs. Es sind genetische Veränderungen und Prozesse auf
molekularer Ebene, die dazu führen, dass die vorhandenen Sicherheitssysteme des Körpers
gegen Krebs umgangen werden und das unbegrenzte Wachstum ermöglicht wird. Moderne
Therapiemethoden setzen darauf, diese Prozesse zu unterbrechen und den Krebs so
angreifbar zu machen. „Ziel ist es, molekulare, genetische Veränderungen bei
Turmorpatient*innen zu verstehen, dafür braucht es einen umfassenden analytischen
Aufwand. Wir haben uns auf die Suche nach neuen Biomarkern gemacht, um
Schwachstellen in den Tumorzellen der Patient*innen zu finden“, so Philipp Jost.


Ein Gen als Schlüssel


In einer internationalen Kooperation haben sich Philipp Jost und seine Kolleg*innen das
Chromosom 1 vorgenommen. Es ist bekannt, dass sich ein Stück dieses Chromosoms, das
rund 8 Prozent des gesamten Erbguts in der Zelle enthält, in Lungentumoren vermehrt. Bei der Suche nach weiteren Veränderungen ist das Team beim Gen MCL-1 fündig geworden,
das die Überlebensfähigkeit von Tumoren verbessert und vor den Auswirkungen des
rasanten Wachstums schützt. „Es war uns wichtig zu verstehen, wie weit genetische
Veränderungen als Therapieansätze genutzt werden können. Gewisse Mutationen können
hohe therapeutische Relevanz haben“, führt Philipp Jost aus.


Neue Therapieoption bei Krebs


Im Anschluss an diese Entdeckung wurde im Labormodell versucht, das Gen aus dem
Chromosom zu entfernen und herauszufinden, ob weitere Gene an der Schutzfunktion des
Tumors beteiligt sind. Ein wichtiger Grundstein der Tumorentstehung ist das Fehlen des
Tumorsuppressor-Proteins p53. Fehlt dieses Protein, wird die Zelle aggressiv, steht aber
unter immensem Stress. Erst das MCL-1-Gen kann dabei helfen, die Zelle wieder zu
stabilisieren und so das Fortbestehen des Tumors zu sichern. Das Bekanntwerden eines
Weges, wie sich Krebszellen schützen, eröffnet neue Möglichkeiten, wie das
Bronchialkarzinom behandelt werden kann.


An diesem Projekt forschen die Wissenschafter*innen der Med Uni Graz gemeinsam mit
ihren internationalen Kolleg*innen schon seit längerer Zeit, wir haben bereits in der
Vergangenheit über erste Forschungsergebnisse berichtet. Das Beispiel zeigt sehr gut, dass
in der Interdisziplinarität der Schlüssel liegt, um die komplexen molekularen Mechanismen
in Tumoren zu verstehen, was wiederum zur Entwicklung zielgerichteter Therapieoptionen
beitragen kann. „Allgemein geht es darum, Präzisionsonkologie anbieten zu können und die
‚Achillesferse‘ von Tumoren zu finden. Das Ziel ist eine Krebstherapie, die
individualisierter auf die Patient*innen und die genetischen Eigenschaften des Tumors
zugeschnitten ist“, erklärt Philip Jost die Zielsetzung in der onkologischen Forschung.


Vernetzung besonders wichtig


Die Krebsforschung in diesem Ausmaß wäre ohne die intensive Kooperation der Med Uni
Graz und des LKH-Universitätsklinikums Graz innerhalb des Universitären Comprehensive
Cancer Center Graz nicht möglich. Verschiedene Disziplinen haben die Möglichkeit, hier
kompakt und effizient gemeinsam an unterschiedlichen Gebieten zu forschen und die Klinik
mit einzubeziehen.


Kontakt und weitere Informationen:

Univ.-Prof. Dr. Philipp Jost
Medizinische Universität Graz
Universitätsklinik für Innere Medizin
Klinische Abteilung für Onkologie
Tel.: +43 316 385 13900
philipp.jost@medunigraz.at


Steckbrief: Philipp Jost

Philipp Jost ist Universitätsprofessor für das Fach Onkologie an der Medizinischen
Universität Graz und Mitglied des Vorstandes des Universitären Comprehensive Cancer
Centers Graz, einer gemeinsamen Einrichtung von Med Uni Graz und KAGes. Seine
wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der molekularen Tumortherapie und dem
Bronchialkarzinom.

https://www.medunigraz.at/

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