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Rund 1,9 Millionen Menschen sind gesundheitsbedingt bei Alltagsaktivitäten eingeschränkt

Rund 1,9 Millionen Menschen sind gesundheitsbedingt bei Alltagsaktivitäten eingeschränkt

Ungedeckter Unterstützungsbedarf, erhöhte Deprivations- und Armutsquoten

 

25,5 % der Frauen und 24,6 % der Männer in Österreich geben an, bei Alltagsaktivitäten gesundheitsbedingte Aktivitätseinschränkungen zu erfahren und in diesem Sinne mit Behinderungen zu leben. Viele von ihnen erhalten in puncto Grundbedürfnisse und Haushaltstätigkeiten nicht das erforderliche Ausmaß an Unterstützung. Sie sind im Durchschnitt stärker von materieller und sozialer Deprivation betroffen und stufen ihre Lebensqualität schlechter ein als Personen ohne Behinderungen. Dies zeigen Analysen von Statistik Austria im Auftrag des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz auf Basis verschiedener Haushalts- und Personenerhebungen.

„Aktuell geben rund 1,9 Millionen Personen in Österreich im Alter zwischen 15 und 89 Jahren an, gesundheitsbedingt bei Alltagsaktivitäten eingeschränkt zu sein. Das zeigt das Pilotprojekt für regelmäßige Behinderungs- und Teilhabestatistiken, das Ergebnisse aus persönlichen Befragungen zu verschiedenen Themenund Lebensbereichen präsentiert. Damit werden Politik und Wirtschaft Ansatzpunkte geliefert, um die Inklusion von Menschen mit Behinderungen weiter zu stärken“, so Tobias Thomas, Generaldirektor von Statistik Austria.


8 % der Bevölkerung empfinden sich als stark eingeschränkt, 17 % als etwas eingeschränkt

Von den hochgerechnet knapp 1,9 Millionen Menschen mit gesundheitsbedingten Einschränkungen bei Alltagsaktivitäten berichten 571 300 Personen (das entspricht 7,6 % der Bevölkerung) von starken Einschränkungen, wohingegen 1 315 900 Personen (17,5 % der Bevölkerung) sich als „etwas eingeschränkt“ einstufen (siehe Tabelle). Mit steigendem Alter nimmt der Anteil von Personen mit Aktivitätseinschränkungen zu und zwar von 7,4 % bei den 15- bis 24-Jährigen auf 59,5 % bei den über 74-Jährigen.


Ungedeckter Unterstützungsbedarf bei Grundbedürfnissen und Haushaltstätigkeiten

Personen mit Bedarf an Unterstützung durch andere Personen bei der Verrichtung der Grundbedürfnisse, sogenannter „basaler Aktivitäten“, würden zu 24,2 % mehr bzw. überhaupt Unterstützung brauchen. Wenn es um die Erledigung von Haushaltstätigkeiten, bezeichnet als „instrumentelle Aktivitäten“, geht, ist die Kluft zwischen benötigter und erhaltener Unterstützung fast ebenso hoch: Hier bekommen 20,5 % der Personen mit Unterstützungsbedarf nicht das Ausmaß an Hilfe, das sie benötigen würden.


Erhöhte Deprivations- und Armutsquoten bei geringerer Lebensqualität

Wenngleich auch Personen mit gesundheitsbedingten Aktivitätseinschränkungen zu großen Teilen erwerbstätig sind, sind 9,9 % von materieller und sozialer Deprivation betroffen, 5,5 % von erheblicher materieller und sozialer Deprivation. Des Weiteren sind 22,7 % dieser Bevölkerungsgruppe armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Menschen mit gesundheitsbedingten Aktivitätseinschränkungen stufen ihre Lebensqualität mit durchschnittlich 64,2 von 100 Punkten im Allgemeinen niedriger ein als Personen ohne Aktivitätseinschränkungen, die im Schnitt 82,9 Punkte angeben. Auch in den Bereichen physische Gesundheit, psychische Gesundheit, Umwelt und soziale Beziehungen berichten sie über geringere Lebensqualität.

 


© STATISTIK AUSTRIA

 

Den ersten Teilbericht des Pilotprojekts zu Behinderungs- und Teilhabestatistiken „Menschen mit Behinderungen in Österreich I“ (PDF, 10 MB) sowie detaillierte Tabellen finden Sie auf der Statistik-Austria-Website.


Informationen zur Methodik, Definitionen: Mit der Ratifikation der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen im Jahr 2008 hat sich Österreich verpflichtet, Menschen mit Behinderungen einen gleichberechtigten Zugang zu allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zu ermöglichen. Für den vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) beauftragten Bericht „Menschen mit Behinderungen in Österreich I: Erhebungsübergreifende Datenauswertung aktueller Befragungen anhand des GALI-Indikators zu gesundheitsbedingten Einschränkungen bei Alltagsaktivitäten als Stellvertretervariable für Behinderung“ wurden folgende Befragungen für die Analysen herangezogen: Mikrozensus 2022, EU-SILC 2022, Gesundheitsbefragung 2019 sowie „So gehtʼs uns heute“ 2021/2022 (Wellen 1 bis 5). Eurostat erhebt das Merkmal „Behinderung“ in diesen Befragungen mittels der sogenannten GALI-Frage (GALI: Global Activity Limitation Indicator). Dabei geben die Respondent:innen an, ob und wie stark sie seit mindestens sechs Monaten gesundheitsbedingt bei typischen Alltagsaktivitäten eingeschränkt sind. Daher verwendet der Bericht „Menschen mit Behinderungen in Österreich I“ die Bezeichnung „Menschen mit gesundheitsbedingten Einschränkungen bei Alltagsaktivitäten“ parallel zum Begriff „Menschen mit Behinderungen“.


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