Artikel

Die Aufgaben einer Hebamme

Anlässlich des internationalen Hebammentages am 05.05.2016 führte CredoMedia mit der Hebamme Mag. Karin Hochreiter ein Interview.

CredoMedia: Was macht eine Hebamme? Was sind die Aufgaben einer Hebamme?

Mag. Karin Hochreiter: Eine Hebamme betreut Frauen in der Schwangerschaft, während der Geburt und in der ersten Zeit mit dem Baby. Wobei die Stillbetreuung über einige Monate hinausgehen kann. Beratungen zur ersten Babyernährung und zur Umstellung auf Beikost übernehmen auch Hebammen. In der Schwangerschaftsbetreuung gibt es ein kostenfreies Hebammengespräch in der 18 bis 22 Schwangerschaftswoche. Da kann die Hebamme die Frau kennen lernen und über gesunde Ernährung und gesundheitsfördernderes präventives Verhalten beraten. Außerdem können Fragen, die bis dahin aufgetaucht sind beantwortet werden. Hebammen informieren über Netzwerke, die die Frau vielleicht nutzen möchte, beispielsweise Geburtsvorbereitungskurse oder den Besuch von Gesundheitseinrichtungen. Wenn es bestimmte Probleme gibt, arbeiten Hebammen mit anderen medizinischen Berufsgruppen, wie beispielsweise Ärzten und Physiotherapeuten, zusammen.

CredoMedia: In welchem Umfeld arbeitet man als Hebamme? Inwiefern spielen Ärzte, Väter, etc. eine Rolle?

Mag. Karin Hochreiter: Hebammen arbeiten mit Vätern und Müttern zusammen. Es ist wichtig die Väter aufzuklären, was in der Schwangerschaft mit der Frau und dem Kind passiert. Beispielsweise kann der Vater wesentlich dazu beitragen, dass die Frau eine weitgehend stressfreie Schwangerschaft erlebt. Bei den Geburtsvorbereitungen sind die meisten Väter dabei, weil es für sie wichtig ist, zu wissen wie eine normale Geburt abläuft und wann man ins Krankenhaus fahren oder die Hebamme rufen muss. Weitere Fragestellungen sind: Was sind Notfälle? Was muss ich beachten? Worauf muss ich achten, wenn ein Kind überraschend zu Hause geboren wird? Was kann der Vater als Erste-Hilfe-Maßnahme tun? Was ist der geeignete Geburtsort für uns?


Weiters werden die Eltern umfassend über die möglichen Geburtsorte beraten. Da sind die Väter sehr stark eingebunden. Auch in der ersten Familienzeit ist es wichtig, dass die Väter sehr gut informiert sind. Es beruhigt ungemein zu wissen was auf sie zukommt, wie sie unterstützten und beistehen können. Was verändert sich in der Partnerschaft? Was kommt auf das junge Paar zu? Bei der Geburt, nach der Geburt, im Wochenbett und in der ersten Baby-Zeit sind die Väter sehr stark miteinbezogen.

 

Ärzte und Hebammen stehen in einer engen Zusammenarbeit. Die Hebammen sind für die Physiologie (Entwicklung eines gesunden Babys) zuständig. Für uns ist es wichtig zu wissen wann endet die Physiologie und wann besteht ein Verdacht auf eine Pathologie (krankhafte Entwicklung). Mit diesem Verdacht einer Pathologie wird dann an den jeweiligen Arzt/Ärztin oder an das Klinikum verwiesen. In Österreich ist es so, dass die Schwangerschaftsvorsorge vorwiegend in Händen der GynäkologInnen liegt. Hebammen kommen da nur am Rande vor, was nicht in allen europäischen Ländern so ist. Die Hebamme berechtigt, selbständig eine physiologisch verlaufende Geburt zu leiten und muss nur im Falle einer Pathologie einen Arzt hinzuziehen. Sehr wohl aber gibt es eine Beiziehungspflicht der Hebamme.

CredoMedia: Sie arbeiten jetzt schon seit über 15 Jahren als Hebamme. Was hat sich seit Beginn Ihrer Arbeit als Hebamme zur heutigen Zeit geändert?

Mag. Karin Hochreiter: Heute ist es viel technisierter. Es gibt viel engmaschigere Kontrollen mit Hilfe von hochtechnischen Geräten. Die Pränataldiagnostik (also das Untersuchen und Erkennen von Krankheiten vor der Geburt) ist präziser geworden. Die Ultraschallgeräte waren vor 15, 20 Jahren noch viel ungenauer als sie heute sind. Heute gibt es viele präzisiere Untersuchungsmethoden, dadurch sind Frauen aber auch unsicherer geworden. Früher war die Schwangerschaft eine Zeit der guten Hoffnung, da man noch nicht so viel Einblick hatte. Mittlerweile wird diese gute Hoffnung oft durch Verunsicherung ersetzt. Man hantelt sich von Untersuchung zu Untersuchung und hofft auf die Bestätigung von außen, dass alles gut ist. Früher haben die Frauen viel mehr auf ihr Gefühl gehört, heute sind sie viel abhängiger von der äußeren Bestätigung. Die Kaiserschnittrate hat sich auch verändert, sie ist viel höher als früher. Das sind die einschneidendsten Veränderungen.

CredoMedia: Was würden Sie sich in Bezug auf Ihre Arbeit wünschen?

Mag. Karin Hochreiter: Das Hebammen in Zukunft im Mutter-Kind-Pass im Rahmen der Schwangerenvorsorge häufiger vertreten sind.

 

CredoMedia: Vielen Dank Frau Hochreiter für das spannende Interview und noch weiterhin viel Freude bei Ihrer Arbeit!

Kommentare