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Botulin braucht Zucker, um von den Nervenzellen aufgenommen zu werden

Diese Erkenntnis könnte den Weg zu neuen Therapien weisen


Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben herausgefunden, wie Botulinum-Neurotoxin konkret in die Nervenzellen kommt, um dort toxisch zu wirken Die Ergebnisse der internationalen Studie unter Beteiligung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurden in "Nature Structural Molecular Biology" präsentiert.

Die Wissenschaftler konnten über die Jahre hinweg Schritt für Schritt den Weg des hocheffektiven Gifts des Bakteriums Clostridium botulinum zu entschlüsseln. "Jetzt fanden wir heraus, warum das Botulinum-Neurotoxin ausschließlich an Nervenzellen bindet und dann so effizient aufgenommen wird, dass weniger als ein Millionstel Gramm für die Vergiftung eines Erwachsenen ausreichen", berichtet Andreas Rummel, einer der Autoren. Den Mechanismus entdeckten sie anhand des Botulinum-Neurotoxin vom Serotyp A, auch bekannt unter dem Namen Botox.

Mit Röntgenstrahlen wurde die Raumstruktur des Gifts analysiert, während es an seinen Nervenzellrezeptor, das Synaptische Vesikel Glykoprotein 2 (SV2), gebunden ist. Dabei versahen die Forscher den Rezeptor mit Zuckern, so wie es im menschlichen Körper natürlicherweise der Fall ist. Dadurch verankerte sich Botox über verschiedene Punkte an seiner Zielstruktur und ging nicht wieder verloren. Zellbiologische Experimente konnten die Wichtigkeit des Zuckers zeigen. "Ein Toxin ohne Zuckerbindung war nicht mehr giftig. Daraus schließen wir, dass die Zuckerbindung essenziell für eine Vergiftung mit Botulinum-Neurotoxin ist", erläutert Rummel. "So ergibt sich auch eine neue Therapiestrategie gegen Botulismus.
Kurze, mit Zuckern versehene Proteine können im Fall einer Vergiftung verabreicht werden, um die Toxinaufnahme in die Nervenzelle zu verhindern."

Quelle: Nature Structural Molecular Biology/APA

Bildquelle: APA/dpa/Rolf Vennenbernd

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