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Forscher decken Trick des Hepatitis-B-Virus auf, mit dem er Zellen infiziert

Der Mechanismus könnte neuen Therapie-Angriffspunkt darstellen


Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Universitätsklinikums Heidelberg haben einen völlig neuen Reifungsmechanismus entdeckt, mit dem das Hepatitis-B-Virus (HBV) die Effizienz seiner Infektion erhöht. Ein entsprechender Artikel wurde in "Cell Host Microbe" publiziert.

HBV bindet mit einem Abschnitt seines L-Proteins in der Virushülle an Heparansulfalt-Proteoglykane (HSPG) auf Leberzellen. Daraufhin wird es in die Zelle aufgenommen und kann sich dort vermehren. "Für ein Virus, das ein Organ erreichen muss, das weit weg von der Eintrittspforte in den Körper liegt, scheint das HSPG der ungünstigste Rezeptor zu sein, den man sich vorstellen kann", erklärt Erstautor Stefan Seitz. Diesen Widerspruch wollten die Wissenschaftler aufklären.

Erst kürzlich wurde gezeigt, dass HBV in zwei verschiedenen Varianten vorkommt, die unterschiedlich aussehen. Außerdem kann das L-Protein in der Virushülle ebenfalls zwei verschiedene Formen annehmen. Die Wissenschaftler hielten es für wahrscheinlich, dass ein Zusammenhang zwischen diesen beiden Beobachtungen besteht.

Sie stellten die Hypothese auf, dass die Viren ihre Gestalt verändern, während sie die Orientierung des L-Proteins wechseln. Um diese Hypothese zu überprüfen, etablierten sie einen biochemischen Test, mit dem sie die reife, an HSPG bindende Variante B von der unreifen Variante N, die nicht an HSPG binden kann, unterscheiden konnten. Die anschließende Analyse ergab, dass nahezu alle Viren die Zellen im unreifen Zustand (N) verlassen und sich dann spontan in die reife, bindende Form verwandeln, indem sie den Rezeptor-bindenden Abschnitt des L-Proteins von innen nach außen stülpen.

Das Reifen vom N-Typ in den infektiösen B-Typ stellte sich als langsamer Prozess heraus. Nachdem eine geringe Anzahl von Viren in Mäuse injiziert wurde, blieben die B-Typ-Viren zum großen Teil an anderen Geweben hängen. Die N-Typ-Viren erreichten dagegen in großer Zahl die Leber und konnten dort in die B-Form umgewandelt die Leberzellen infizieren.

Dieser langsame Wandlungsprozess scheint die Effektivität der Infektion zu erhöhen. Er erklärt auch, warum selbst geringe Virusmengen Leberzellen hochspezifisch infizieren, obwohl HSPG-Rezeptoren im Körper weit verbreitet sind. Letztautor Ralf Bartenschlager geht davon aus, dass der neu entdeckte Mechanismus einen neuen Angriffspunkt für Medikamente bietet.

Quelle: Cell Host Microbe/APA

Bildquelle: APA/HELMUT FOHRINGER

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