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Statine dürften Krebssterblichkeit reduzieren

Das hat jetzt auch eine große Beobachtungsstudie aus Großbritannien mit fast 930.000 Patienten ergeben


Herz-Kreislauf-Medikamente, am ehesten die Cholesterinsenker (Statine), dürften einen positiven Effekt auf die Krebssterblichkeit haben. Das hat jetzt auch eine große Beobachtungsstudie aus Großbritannien mit fast 930.000 Patienten ergeben. Sie umfasste die häufigsten Krebserkrankungen wie Lungen-, Brust-, Prostata- und Darmkrebs.

Die Studie von Paul Carter von der Aston Medical School in Birmingham in Großbritannien wurde am Freitag bei einer Tagung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) präsentiert. Dabei wurden die Daten von 929.552 Patienten analysiert. Die Untersuchung betraf einen möglichen Zusammenhang zwischen einem hohen Cholesterinspiegel und den häufigsten Krebsarten. Von den fast 930.000 Erkrankten hatten 7.997 Personen Lungenkrebs, 5.481 Frauen litten an einem Mammakarzinom, 4.629 Patienten an Prostata- und 4.570 an Dickdarmkrebs.

Während es seit längerem bekannt ist, dass Übergewicht und Adipositas inklusive dabei erhöhter Blutfettwerte zu einer höheren Krebsrate führen, zeigte sich in der neuen Studie ein anderer Effekt: Diagnostizierte erhöhte Cholesterinspiegel waren mit einem um 22 Prozent geringeren Lungenkrebs-Sterberisiko verbunden. Bei Brustkrebs lag die Todesrate um 43 Prozent niedriger, beim Prostatakarzinom reduzierte sich die Sterblichkeit um 47 Prozent und bei Dickdarmkrebs um 30 Prozent.

Carter sagte dazu: "Unsere Forschungen deuten darauf hin, dass es irgendetwas rund um die Diagnose erhöhter Blutfettwerte die Überlebenswahrscheinlichkeit in Sachen Krebs erhöht. Das Ausmaß ist für die vier Krebserkrankungen bemerkenswert. Aufgrund vorausgegangener wissenschaftlicher Untersuchungen von uns gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Statine diesen Effekt produzieren." Diese Substanzen werden seit Jahrzehnten zur Behandlung überhöhter Cholesterinwerte eingesetzt und gehören zu den weltweit meistverwendeten Medikamenten.
An sich wirken die Statine, indem sie das Enzym HMG-CoA-Reduktase blockieren, das für die körpereigene Produktin von Cholesterin notwendig ist. Die Senkung der Konzentration an "bösem" LDL-Cholesterin im Blut führt zu einer deutlichen Verringerung des Risikos für Atherosklerose und deren Folgeerkrankungen, zum Beispiel Herzinfarkte. Die millionenfache Verwendung dieser Arzneimittel, zum Beispiel Atorvastatin, Simvastatin etc., brachte aber auch noch weitere Effekte zutage. So lässt sich die Wirkung auf der Herz-Kreislaufsysstems nicht allein mit der Cholesterinsenkung erklären. Man kam dahinter, dass die Statine auch entzündungshemmend sind.

Im November 2012 zeigte eine Studie mit dem Vergleich von 18.721 Dänen, die diese Medikamente vor ihrer Krebsdiagnose verwendet hatten, und von 277.204 Personen, die keine Cholesterinsenker einnahmen, dass bei den Statin-Benutzern die Gesamtsterblichkeit um 18 Prozent und die Krebsmortalität um 17 Prozent geringer war. Wissenschafter der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I im Wiener AKH zeigten vor zwei Jahren, dass Krebskranke, die regelmäßig Statine einnahmen, ein zum fast 60 Prozent geringeres Thrombose-Embolie-Risiko haben. Krebspatienten sind sehr häufig von Embolien betroffen. Wiener Wissenschafter haben vor kurzem belegen können, dass Statine das Wachstum von metastasierenden Melanomen einschränken, wenn auch noch der Immunbotenstoff Interleukin 6 (IL-6) vorhanden ist.

Die Autoren der neuen Studie befürworten eine große wissenschaftliche Untersuchung, um den Effekt von häufig zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verwendeten Medikamenten auf die Krebssterblichkeit genauer zu studieren. Dazu gehören ACE-Hemmer, Beta-Blocker und auch Aspirin. Es gibt sehr viele Studien, wonach Acetylsalicylsäure die Entstehung von Krebsarten verhindert.

Quelle: APAMED

Bildquelle: shutterstock

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