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Bei 20% der Patienten hilft Sport gegen Diabetes nicht

Bei Non-Respondern wird TGF\x{03b2} aktiviert, der das Ablesen der Gene für die Glukose- und Fettverbrennung hemmt


Körperliche Aktivität zur Senkung des Diabetes-Risikos wirkt bei rund 20 Prozent nicht. Das haben diverse Studien gezeigt. Was im Muskel dieser Non-Responder passiert, haben Forscher des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), des
Helmholtz Zentrums München und des Universitätsklinikums Tübingen
herausgefunden. Die Ergebnisse wurden in "Diabetes" publiziert.

Für die Studie absolvierten zwanzig Probanden mittleren Alters
ein Ausdauertraining über acht Wochen, bestehend aus Radfahren und
Walking. "Ziel war es, die Insulinsensitivität der Teilnehmer zu
verbessern und das Diabetesrisiko zu senken. Alle Teilnehmer hatten
ein hohes Diabetesrisiko und waren vor dem Training kaum körperlich
aktiv", erklärt Erstautorin Anja Böhm.

In der Trainingsphase wurden die molekularen Veränderungen im
Skelettmuskel der Teilnehmer untersucht. In den Muskeln der
Teilnehmer, bei denen sich die Insulinsensitivität verbessert hat,
die zu erwartenden positiven Effekte auf Gene der Glukose- und
Fettverbrennung zu sehen waren, waren diese Anpassungen in den
Muskeln der Non-Responder reduziert.

Analysen der Non-Responder-Muskeln zeigten eine Aktivierung des
Botenstoffs TGF\x{03b2} nach dem Training. Experimente in humanen
Skelettmuskelzellen, die daraufhin durchgeführt wurden, bestätigten,
dass TGF\x{03b2} das Ablesen der Gene, die für die Glukose- und
Fettverbrennung zentral sind, hemmt.

"Im Moment arbeiten wir noch daran zu verstehen, warum es bei
manchen Menschen zur TGF\x{03b2}-Aktivierung im Muskel kommt. Es spricht
aber einiges dafür, dass ein anderes Programm mit Anpassung der
Trainingsintensität oder Dauer an die individuelle Trainierbarkeit
auch bei den Non-Respondern erfolgreich wäre und zur
Diabetesprävention beitragen würde", so Studienleiterin Cora
Weigert. Einen Freifahrtschein für Sportmuffel gebe es somit nicht.

Quelle: Diabetes (abstract)/APAMED

Bildquelle: APA/dpa/Oliver Berg

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