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Blutfette unterscheiden sich bei Frau und Mann gravierend

Differenz ist größer als bisher angenommen. Analysen müssten künftig geschlechtsspezifisch erfolgen.


Forscher des Universitätsklinikums Dresden und des Max-Planck-Instituts für Molekulare Zellbiologie und Genetik (Dresden) haben herausgefunden, dass sich Männer und Frauen wesentlich stärker in ihren Blutfetten unterscheiden als bisher
angenommen. Die entsprechende Studie wurde in "Scientific Reports"
vorgestellt.

 "Mittels moderner Analysemethoden lassen sich heute bereits schon
mehr als 280 verschiedene Fettmoleküle im Blut bestimmen. Unklar ist
allerdings noch, welche dieser Moleküle die wichtigen Informationen
über Krankheitsentstehung und deren Verlauf liefern", erläutert
Jürgen Gräßler, einer der Studienautoren, den Ansatz.

Zuerst wurden junge Frauen und Männer ausselektiert, die sich für
die Bestimmung einer normalen biologischen Variabilität, der
Untersuchung von Geschlechtsunterschieden und generellen
Einflussfaktoren auf das Blutfettmuster eignen. Das erste -
unerwartete - Ergebnis war schließlich, dass sich 112 der 281
gemessenen Blutfettmoleküle hochsignifikant zwischen Frauen und
Männern unterschieden. Für neu zu planende Untersuchungen des
Blutfettmusters bedeutet das laut den Forschern separate Analysen
für Frauen und Männer.

"Nach einer gesonderten Auswertung der Blutfettprofile von
Frauen, die orale Kontrazeptiva einnahmen, haben wir plötzlich
gesehen, dass die bisher stoffwechselmäßig als harmlos angesehenen
Präparate doch eine Auswirkung auf den Fettstoffwechsel haben. Es
kam zu auffälligen Veränderungen, die auf eine Reizung der
Leberzellen und einer damit einhergehenden allgemein erhöhten
Entzündungsaktivität schließen lassen", berichtet Gräßler von einem
weiteren überraschenden Ergebnis.

Eine grundlegend neue Erkenntnis ergab sich auch aus der
Charakterisierung einer Subpopulation von Männern. Diese Gruppe, die
etwa 20 Prozent aller untersuchten Männer ausmachte, zeichnete sich
durch Veränderungen des Blutfettmusters aus, wie sie in wesentlich
stärkerer Ausprägung beim metabolischem Syndrom beobachtet werden.
Die Probanden diese Subpopulation hatten zu diesem Zeitpunkt einen
normalen BMI und normale Blutfettwerte. Die biochemische Signatur
für das metabolische Syndrom ist demzufolge lange vor dessen
klinischer Ausprägung vorhanden. Auch bei den Frauen war diese
Konstellation erkennbar, allerdings seltener.

Quelle: Scientific Reports

Bildquelle: Stephan Wiegand/TU Dresden/Stephan Wiegand

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