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Schizophrenie-Medikament hilft bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Wirkstoffe, welche den Rezeptor für den Neurotransmitter Dopamin blockieren, können das Tumorwachstum und die Metastasierung bremsen


Am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg haben Wissenschaftler gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam im Mausversuch herausgefunden, dass Schizophrenie-Medikamente Bauchspeicheldrüsenkrebs stoppen können.

Wie das Team von Jörg Hoheisel in "Gastroenterology" berichtet, fördert ein Rezeptor für den Neurotransmitter Dopamin Wachstum und Ausbreitung der Krankheit. Daraus wurde geschlossen, dass Wirkstoffe, welche den Empfänger blockieren, das Tumorwachstum und die Metastasierung bremsen.

Konkret wurde in 195 Fällen die Genaktivität untersucht. "Dabei haben wir uns unter den annähernd 3.000 Genen, deren Aktivität in den Krebszellen gesteigert oder gedrosselt war, besonders auf solche Erbanlagen konzentriert, die bei mehreren krebsrelevanten Signalwegen zugleich eine Rolle spielen", erklärt Ko-Studienleiter Yasser Riazalhosseini. Dabei kamen sie auf die Spur des Dopamin-Rezeptors D2 (DRD2). Das DRD2-Gen war in Krebszellen deutlich aktiver als im gesunden Pankreas, vom DRD2-Rezeptorprotein enthielten die Krebszellen sogar das Vierfache der normalen Menge.

Die Forscher übertrugen anschließend menschliche Pankreaskrebszellen auf Mäuse und ließen sie zu Tumoren heranwachsen. Nach Behandlung der Tiere mit dem Dopamin-Antagonisten Haloperidol entwickelten sich kleinere Tumoren und vor allem weniger Metastasen als in den unbehandelten Tieren.

"Wir wissen derzeit noch nicht, ob Haloperidol oder die verwandten Medikamente bei Bauchspeicheldrüsenkrebs-Patienten die gleiche Wirkung haben wie bei Tumorzellen in Kultur oder in Mäusen", sagt Jörg Hoheisel. Interessant sei in diesem Zusammenhang die Beobachtung, dass Schizophrenie-Patienten, die oft langfristig mit Dopamin-Antagonisten behandelt werden, insgesamt eine niedrigere Rate an soliden Tumoren haben als die Allgemeinbevölkerung. Möglicherweise ist der krebshemmende Effekt also nicht auf die Bauchspeicheldrüse beschränkt, sagt der Studienleiter.

Quelle: Gastroenterology (abstract)/APA

Bildquelle: APA (Symbolbild/dpa)/Friso Gentsch

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