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Medikamente können den Verlauf der idiopathischen Lungenfibrose verlangsamen. Ein Interview.

Ein frühzeitiges Erkennen der idiopathischen Lungenfibrose ist aufgrund der unspezifischen Symptome schwierig, könnte jedoch die Mortalität senken.


CredoMedia: Was ist die idiopathische Lungenfibrose?

Dr. Landlinger: Diese Erkrankung ist die häufigste Form der idiopathischen interstitiellen Lungenerkrankungen. Die idiopathische Lungenfibrose zeichnet sich durch eine voranschreitende Vernarbung und Fibrosierung der Lunge aus. Das funktionstüchtige Lungengewebe geht schrittweise zu Grunde. Betroffen sind vorwiegend ältere Menschen. Der Auslöser dieser Erkrankung selbst ist bisher noch nicht bekannt.

Die Prognose ist leider sehr schlecht. Die Überlebensrate ist gleich oder sogar schlechter zu setzen, als bei manchen Tumorerkrankungen. Statistisch gesehen ist die Überlebensrate nur bei Lungen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs geringer. Mit der Therapie wird versucht, das Voranschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und akute Exazerbationen zu verhindern. Eine Verbesserung, in dem Sinn, die Narben aus der Lunge zu entfernen, ist leider nicht möglich.

CredoMedia: Welche Medikamente werden in der Therapie bei der idiopathischen Lungenfibrose eingesetzt?

Dr. Landlinger: Derzeit wird die Substanz Pirfenidon zur Behandlung eingesetzt. Seit 2015 gibt es noch ein zweites Medikament am Markt, das Nintedanib. Beide Medikamente sind effizient und können den Krankheitsverlauf verlangsamen, dies wurde durch mehrere Studien wissenschaftlich belegt.

Die Verträglichkeit ist bei beiden Medikamenten recht gut. Das Nebenwirkungsspektrum umfasst gastrointestinale Beschwerden, Leberwerterhöhungen und eine erhöhte Photosensibilität. Über diese Nebenwirkungen werden die Patienten aufgeklärt und werden aufgefordert unverzüglich einen Arzt aufzusuchen, falls derartige Probleme auftreten.

CredoMedia: Warum ist gerade bei dieser Erkrankung die Mortalität so hoch?

Dr. Landlinger: Üblicherweise erfolgt die Diagnosestellung erst sehr spät, in einem fortgeschrittenen Stadium. Durch die verfügbaren Medikamente kann nur eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufes erzielt werden, jedoch kann dadurch keine Heilung erzielt werden.

Bei dieser Erkrankung kommt es auch oft zu akuten Exazerbationen (Verschlechterungen). Diese sind sehr gefährlich und verlaufen in 50% letal.

CredoMedia: Wie könnte die Mortalität gesenkt werden?

Dr. Landlinger: Es wäre sehr wichtig, dass diese Erkrankung schon früher erkannt wird und die Patienten durch eine Therapie stabil gehalten werden können. Ärzte, die von Patienten wegen unklarem Husten oder Atemnot kontaktiert werden, sollten diese Erkrankung in deren Überlegungen miteinbeziehen und frühzeitig die Patienten an eine Fachabteilung weiterleiten oder eine entsprechende Bildgebung veranlassen.

Aufgrund des älteren Patientenkollektives bestehen aber oft relevante Komorbiditäten, sodass sich eine Vielzahl an Differentialdiagnosen ergibt.

An unserer Abteilung werden regelmäßig interdisziplinäre Besprechungen durchgeführt, wo Pathologen, Radiologen und Lungenfachärzte komplexe Patientenfälle besprechen und konsensuelle Therapieentscheidungen getroffen werden. Solch ein Vorgehen geht nachweislich mit einer besseren Prognose für die betroffenen Personen einher.

CredoMedia: Herzlichen Dank für das Gespräch!

Lesen Sie auch das Interview zum Thema "Interstitielle Lungenerkrankungen".


Das Interview wurde durchgeführt von Birgit Lopez.


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