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Blutgefäße können das Tumorwachstum hemmen

Ob ein Tumor weiterwächst, ist stark von dem Protein SPARCL1 abhängig


Bekannt ist, dass Blutgefäße das Wachstum von Tumoren fördern. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben jetzt aber gezeigt, dass sie unter bestimmten Bedingungen das Wachstum von Tumoren hemmen können. Eine entsprechende Studie wurde im "Journal of Clinical Investigation" publiziert.

Wenn Tumoren entstehen, nehmen sie zunächst Sauerstoff und Nährstoffe aus dem umliegenden Gewebe auf. Ab einer gewissen Größe benötigen sie neue Blutgefäße für die Zuführung von Sauerstoff und Nährstoffen. Eine häufige Krebstherapie zielt daher darauf ab, die Angiogenese zu verhindern. Diese Behandlung schlägt jedoch nicht bei allen Patienten an. Das Warum war bisher unbekannt.

Um dem Rätsel auf die Spur zu kommen, untersuchten die Wissenschaftler konkret die Endothelzellen. Es wurde vermutet, dass sie in verschiedenen Tumoren unterschiedlich ausgeprägt sind und daher die Therapie differenziert anschlägt.

Nachgewiesen: SPARCL1 hemmt das Wachstum von von Tumorzellen

Zunächst wurden Endothelzellen aus Darmtumoren von Patienten mit guter und schlechter Prognose isoliert und in Zellkulturen verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass Endothelzellen aus Tumoren von Patienten mit guter Prognose das Protein SPARCL1 herstellten. Gleichzeitig wurde nachgewiesen, dass SPARCL1 sowohl das Wachstum von Endothelzellen als auch von Tumorzellen hemmt.

In weiterführenden Gewebe-Analysen wurde schließlich gezeigt, dass SPARCL1 in gesundem Darmgewebe reife Blutgefäße stabilisiert und so die Bildung von weiteren Blutgefäßen hemmt. In Tumoren mit guter Prognose war SPARCL1 noch vorhanden. Bei Tumoren mit schlechter Prognose hingegen wurde das Protein deaktiviert, es wurden neue Blutgefäße gebildet und der Tumor wuchs weiter. Die Ergebnisse widerlegen eine vorherrschende Meinung. "Bisher war man davon ausgegangen, dass Blutgefäße das Tumorwachstum stets begünstigen. Wir haben jedoch gezeigt, dass wenn sie das Protein SPARCL1 enthalten, Blutgefäße das Tumorwachstum auch eindämmen können", erklärt Michael Stürzl, einer der Studienleiter.

"Wichtig ist aber zu beachten, dass die Studie nicht generell gegen den Einsatz antiangiogener Therapie spricht. Sie kann jedoch erklären, warum diese eben nicht bei allen Patienten anspricht", so Stürzl. In einem nächsten Schritt sollen die Ergebnisse für die Anwendung zur Krebstherapie weiterentwickelt werden.

Quelle: Journal of Clinical Investigation/APA

Bildquelle: APA (Hochmuth)/GEORG HOCHMUTH

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