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X-Chromosom hat nichts mit männlichen Herzinfarkten zu tun

Studie weist darauf hin, dass die Geschlechtsunterschiede beim Herzinfarkt mit den Hormonen und dem Lebensstil verbunden sind.

 

Frauen und Männer unterscheiden sich auch beim Verlauf eines Herzinfarkts. Männer sind häufiger betroffen, was aber nicht auf das X-Chromosom zurückzuführen ist. Das hat ein internationales Forschungskonsortium unter Leitung der Universität zu Lübeck laut einem Artikel in "Scientific Reports" herausgefunden.

 

Das Konsortium hat erstmalig das menschliche X-Chromosom nach genetischen Faktoren untersucht, die einen Einfluss auf die koronare Herzkrankheit und den Herzinfarkt haben könnten. Für die Studien wurden 100.000 Personen analysiert. "Genomweite Assoziationsstudien (GWAS) haben in den vergangenen 10 Jahren wesentlich zum Verständnis der Genetik der koronaren Herzkrankheit und des Herzinfarktes beigetragen. Das X-Chromosom wurde jedoch immer ausgelassen", sagt Jeanette Erdmann, eine der Studienleiterinnen.

 

Keine Genregion auf dem X-Chromosom ist in Zusammenhang mit dem Erkrankungsrisiko

 

Für ihre aktuelle Arbeit wurde eine neue Auswertepipeline für die Analyse des X-Chromosoms entwickelt und diese dann an dem weltweit größten Datensatz von Herzinfarktpatienten und gesunden Kontrollpersonen angewendet.

 

Schließlich konnte keine Genregion auf dem X-Chromosom identifiziert werden, die mit dem Erkrankungsrisiko in Zusammenhang steht. "Das Ergebnis dieser Studie hat uns alle erstaunt, denn seit vielen Jahren ist bekannt, dass kardiovaskuläre Erkrankungen bei Männern und Frauen unterschiedlich früh und unterschiedlich schwer auftreten. Für diese Unterschiede hat man auch die Geschlechtschromosomen verantwortlich gemacht", so Erdmann. Die Ergebnisse legen daher nahe, dass andere Faktoren wie etwa Hormone, Ernährung oder Lifestyle für die Unterschiede verantwortlich sein müssen.

 

"Aufgrund der Größe der Studie können wir ziemlich sicher ausschließen, dass wir relevante Zusammenhänge übersehen haben. Darum werden wir jetzt verstärkt nach anderen Faktoren suchen, die die Unterschiede zwischen Frauen und Männern beim Herzinfarkt erklären können", meint Studienleiterin Inke König.

Quelle: Nature/APA / Bildquelle: shutterstock

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