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Tumore mittels virtueller Realität analysieren

Tumore mittels virtueller Realität analysieren

Forscher an der Uni Zürich werden "virtual reality" bei der Vermessung und Analyse von Tumoren einsetzen.


Ein Forscherteam der Uni Zürich will gemeinsam mit internationalen Kollegen hochauflösende 3D-Karten von Tumoren mit all ihren vielen Millionen Zellen erstellen. Unterstützt werden sie von einem Forschungspreis der Organisation "Cancer Research UK", die damit Krebsdiagnostik und -behandlung revolutionieren will.

Mit dem "Grand Challenge Award" in Höhe von insgesamt 20 Millionen Britischen Pfund will Cancer Research UK Forschung zur Lösung von sieben grossen Herausforderungen ("grand challenges") der Krebsmedizin fördern. Unter den Gewinnern der Ausschreibung ist auch das Team von Bernd Bodenmiller von der Universität Zürich, wie die Hochschule am Mittwoch bekannt gab.

In diesem Forschungsprojekt wollen wir Tumore auf ganz neue, umfassende Weise vermessen und analysieren,

erklärte Bodenmiller gemäß der Mitteilung. Das Ziel sei, Brustkrebstumore mit einer Auflösung bis hinunter auf einzelne Zellen und Moleküle digital in 3D darzustellen und sie in der virtuellen Realität zu visualisieren.

Bisher sei die immense Komplexität menschlicher Tumore zu wenig berücksichtigt worden, so Bodenmiller weiter. Krebsgeschwüre bestehen nämlich aus vielen Millionen Zellen, die dynamisch miteinander interagieren. Hinzu kommt die Mikroumgebung des Tumors - aus Immunzellen, Zellen des Stützgewebes, Blutgefässen, Fett- und Muskelzellen -, die eine zentrale Rolle für die Entwicklung des Tumors und seine Reaktion auf eine Behandlung spielt.

Mit der Analyse und Darstellung dieser Komplexität in der virtuellen Realität möchten die Forschenden ein grundlegend neues Verständnis von Tumoren ermöglichen, sowohl für Wissenschaftlerinnen und Ärzte als auch für Betroffene.

"Das wird die mit Abstand umfangreichste Analyse eines Tumors, die je durchgeführt wurde. Wir schauen nicht, wie sich eine Krebszelle verhält, sondern wie ein Tumor mitsamt seiner Mikroumgebung interagiert und funktioniert", sagte Bodenmiller. Nicht nur die Diagnostik könnte dank der hochaufgelösten 3D-Visualisierung massgeblich verfeinert werden, sondern auch die Wirkung einzelner Substanzen oder von Immuntherapien könnten simuliert werden, schrieb die Uni Zürich.

Am Projekt, das von Greg Hannon von der University of Cambridge geleitet wird, sind zehn Forschungsteams aus Großbritannien, der Schweiz und den USA beteiligt.

Quelle: APA/dpa

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