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Kreative Betätigung reduziert Stresshormon bei psychisch kranken Kindern

Kreative Betätigung reduziert Stresshormon bei psychisch kranken Kindern

„Art is a Doctor“ - eine salzburger Pilotstudie bestätigt: Chorgesang und kreative Betätigung gelten als Stresshemmer bei psychisch kranken Kindern.


Cortisolwert sinkt nach kreativem Prozess

Ein Team unter der Leitung von Univ.Prof.Dr. Leonhard Thun-Hohenstein, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Salzburg, stellte in einer von den Salzburger Festspielen mitfinanzierten, interdisziplinären Pilotstudie fest, dass sich kreative Betätigung und Musik positiv auf das Wohlbefinden von psychisch krankten Kindern auswirkt.

Thun-Hohenstein begleitete in dieser Studie Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen im Alter von zehn bis 18 Jahren. Diese wurden zu Schauspiel, textilem Design, Clownerie, Chorsingen und zum passiven Musikhören animiert. Vor und nach der jeweiligen Betätigung füllten die ProbandInnen einen Fragebogen zu deren Befinden aus, und es wurde eine Speichelprobe zur Bestimmung des Cortisolwertes (Stresshormon) entnommen. Es zeigte sich, dass die kreative Arbeit für Ablenkung und Vergessenheit der psychischen Beschwerden sorgte und sogar Freude und Spaß am Tun hervorrief.

 

Chorsingen versus passivem Musikhören

Etwas genauer wurde der Unterschied zwischen Chorsingen und passivem Musikhören untersucht: Eine Gruppe von 20 Kindern und Jugendlichen sang einmalig 45 Minuten (Singgruppe).
Eine zweite Gruppe mit 17 TeilnehmerInnen hörte währenddessen Musik (Musikgruppe).
Bei der Singgruppe verbesserte sich die psychische Befindlichkeit, der Cortisolspiegel sank jedoch nicht signifikant
.
Bei der Musikgruppe konnten in der Kategorie „Innere Ruhe und Wachheit“ nach der Tätigkeit deutlich bessere Werte als davor verzeichnet werden.

Die beiden Gruppen hörten nun weitere fünf Tage täglich 45 Minuten Musik oder sangen selbst im Chor. Hier konnte nun bei der Singgruppe eine signifikante Absenkung der Cortisolwerte verzeichnet werden.

Die Musikgruppe erzielte weiterhin bessere und nun ebenfalls signifikant steigende Ergebnisse in der Kategorie „Innere Ruhe“.

Kinder und Jugendliche erleben, dass sie aus ihrer Fantasie und Kreativität etwas schaffen können. Sie erleben sich dabei als aktive, gestaltende Menschen. Das ist bei vielen psychischen Erkrankungen nicht der Fall, Betroffene erleben sich meist als defizitär,

so Thun-Hohenstein.

Zu betonen sei, dass mit dieser Pilotstudie keine Rückschlüsse auf die Gesundheit gemacht werden können, es zeigt jedoch eindeutig, dass Befriedigung, Anerkennung und letztlich Sinn großen Einfluss auf das Wohlbefinden der Betroffenen haben. Thun-Hohensteiner will die Studie auf alle Fälle umfangreicher fortsetzen und weiter Daten schaffen.

 

Quelle: Salzburg(APA)

Bildquelle: pixabay

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