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Neues Präsidium der Österreichischen Ärztekammer

Neues Präsidium der Österreichischen Ärztekammer

Szekeres wolle alles daran setzen, die Österreichische Ärztekammer zu einem Impulsgeber im heimischen Gesundheitswesen zu machen


Das neue Präsidium der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) präsentierte seine Arbeitsschwerpunkte für die kommende fünfjährige Funktionsperiode heute, Mittwoch, im Rahmen einer Pressekonferenz. „Wir wollen und wir können Themenführerschaft übernehmen. Denn wir Ärztinnen und Ärzte arbeiten tagtäglich in jenem System, das Politiker und ihre Berater allenfalls von außen kennen“, erklärte der  vergangenen Freitag einstimmig zum neuen ÖÄK-Präsidenten gewählte Präsident der Wiener Ärztekammer, Thomas Szekeres.

Szekeres wolle alles daran setzen, die Österreichische Ärztekammer zu einem Impulsgeber im heimischen Gesundheitswesen zu machen. Die Kernaufgaben des Arztes müssten in den Vordergrund gerückt werden. Spitäler als Dienstgeber bzw. Krankenkassen hätten die  Rahmenbedingungen für qualitätsvolle ärztliche Arbeit zu schaffen, und zwar unabhängig von ihrer finanziellen Situation. Ärztinnen und Ärzte seien als gleichberechtigte Partner in sämtliche Gesundheitsreformgremien einzubinden. Szekeres: „Nur wenn wir Ärztinnen und Ärzte aktiv an der Gesundheitspolitik mitwirken können, ist sichergestellt, dass die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes auch weiterhin einen niederschwelligen Zugang zu ihrem Arzt, ihrer Ärztin haben. Dass den Menschen auch weiterhin modernste Diagnose- und Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen, ist letztlich immer der Beharrlichkeit der Ärzteschaft zu verdanken, die dafür Sorge trägt, das der Sparkult nicht überhand nimmt.“

Lindner: Entlastung der Spitalsambulanzen

„Wir dürfen das Land nicht aufgeben. Alle Bürger haben ein Recht auf gute medizinische Versorgung, egal, ob am Land oder in der Stadt“, betonte der 1. ÖÄK-Vizepräsident und Präsident der Ärztekammer Steiermark, Herwig Lindner unter Verweis auf die besonders prekäre Lage der Landmedizin: „Die Kassen sind mangels Ideen und Reformbereitschaft in einer fatalistischen Grundhaltung erstarrt. Sie sagen: Die Ärzte wollen halt nicht aufs Land, also bauen wir Primärversorgungszentren.“ Dieses Hopp oder Tropp sei unverantwortlich, da ein Zentrum wohl kaum in einem Dorf, sondern in der nächsten Stadt errichtet würde. Patienten am Land müssten so mit langen Fahrtzeiten rechnen. Prioritär sei für Lindner eine Reform des Kassenwesens: Job-Sharing, Teilzeitarbeit und die Anstellung Arzt-bei-Arzt seien dringend umzusetzen, veraltete Leistungskataloge gehörten durchforstet: „Wieso sollte ein bestens ausgebildeter, hochmotivierter junger Allgemeinmediziner einen Kassenvertrag annehmen, wenn er von vornherein weiß, dass die Kassen einen Gutteil der State-of-the-art-Methoden ohnehin nicht bezahlen?“

Steinhart: Ja zu Primärversorgung – Nein zum vorliegenden Gesetz

„Die Österreichische Ärztekammer bekennt sich zu einer modernen Primärversorgung. Was wir ablehnen, ist der aktuelle Entwurf des Primärversorgungsgesetzes, in dem sich die Ärzteschaft nicht wiederfindet“, sagte der wiedergewählte Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte, Johannes Steinhart. Dieses Gesetz sei eine vergebene Chance und werde nicht zur Förderung der Primärversorgung in Österreich beitragen. Wesentlich effizienter wäre es, endlich neue Kooperationsformen im Kassenbereich zu ermöglichen. Dazu gehöre natürlich auch die Anstellungsmöglichkeit. „Nötig ist auch eine echte finanzielle Aufstockung des niedergelassenen Bereichs und eine zeitlich unbegrenzte Rückkehrmöglichkeit in den Einzelvertrag für jene Kolleginnen und Kollegen, die sich für die Tätigkeit in einem Primärversorgungszentrum entscheiden. Schließlich gehen Praxisinhaber hier ein hohes Risiko ein“, sagte Steinhart.
Mayer: Spitalsambulanzen entlasten – Patientenströme strukturiert lenken

Als einen seiner Schwerpunkte nannte der in dieser Funktion wiedergewählte Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte, Harald Mayer, den Kampf gegen überlaufene Ambulanzen. Nur ein gezielter Ausbau des niedergelassenen Bereichs sowie massive Aufklärung der Patienten könne hier für Entlastung sorgen. Auch Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie offene Fragen im Bereich der Ausbildung wolle er angehen. „Und das sind nur einige der demografischen, gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen, vor denen die Spitalsärzteschaft in Österreich steht“, so Mayer. Weitere Ziele seien verbesserte Arbeitsbedingungen und flexiblere Arbeitszeitmodelle vor allem im Hinblick auf junge Kolleginnen und Kollegen sowie weniger Bürokratie und hier vor allem eine Verbesserung der Usability bei der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA). „Darüber hinaus werde ich mich weiterhin für eine Ausbildung starkmachen, die gesetzliche Vorgaben einhält, eine hohe Qualität wahrt und praxisrelevant ist“, so der Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte.

Resolutionen

Das neue Präsidium der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) präsentierte seine Arbeitsschwerpunkte für die kommende fünfjährige Funktionsperiode heute, Mittwoch, im Rahmen einer Pressekonferenz. Ebenfalls zur Sprache kamen zwei Resolutionen, die im Rahmen des 135. Österreichischen Ärztekammertages vergangene Woche in Bad Hofgastein verabschiedet wurden:

Resolution 1: Nationalratswahl

Die Vollversammlung der Österreichischen Ärztekammer fordert alle politischen Parteien auf, Ärztinnen und Ärzte an wählbare Stelle für die kommenden Wahlen zum Nationalrat zu nominieren.

Das Gesundheitswesen ist ein zentraler politischer Bereich und für das Funktionieren eines Staates, einer Gesellschaft und vor allem für die Patienten von essenziellem Interesse.

Ärztinnen und Ärzte haben die bei weitem längste Ausbildung aller Gesundheitsberufe und tragen für die Gesundheit der Bevölkerung die Hauptverantwortung. Sie sind Expertinnen und Experten in diesem Gesellschaftsbereich, verfügen auf Grund ihrer tagtäglichen Tätigkeit über eine hohe soziale Kompetenz und kennen auch die Stärken, Schwächen und Entwicklungschancen des Systems.

Da das Gesundheitswesen ca. zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht, Hunderttausende von Arbeitsplätzen – vor allem von Frauen – sichert, von der gesamten Bevölkerung täglich in hohem Maße in Anspruch genommen wird und für den Wirtschaftsstandort Österreich von zentraler Bedeutung ist, sollte die politische Verantwortlichkeit durch Experten in diesem System wahrgenommen werden.

Die Einbeziehung von Ärztinnen und Ärzten in die politische Weiterentwicklung bzw. Stabilisierung des Gesundheitswesens sollte – abgesehen von der Standespolitik – daher auch in den politischen Parteien direkt erfolgen.

Resolution 2: Primärversorgungsgesetz

„Die Österreichische Ärztekammer bekennt sich eindeutig zu einer modernen Primärversorgung.
In dem Entwurf des vorliegenden Primärversorgungsgesetzes (GRUG) findet sich die Ärzteschaft nicht wieder, weshalb dieser auch entschieden abgelehnt wird.

Folgende Forderungen sind für die Österreichische Ärztekammer weiterhin essenziell:

- Neue Kooperationsformen für ÄrztInnen, zu denen auch die Anstellungsmöglichkeit gehört
- Echte finanzielle Aufstockung des niedergelassenen Bereiches (statt Finanzierung aus Mitteln, die anderswo
  fehlen)
- Zeitlich unbegrenzte Rückkehrmöglichkeit in den Einzelvertrag
- Vollständige Finanzierung der Lehrpraxis

Neues Präsidium der Österreichischen ÄrztekammerDie Österreichische Ärztekammer hat zur Durchsetzung dieser Forderungen einen umfangreichen Maßnahmenkatalog beschlossen, der in dem bevorstehenden Nationalratswahlkampf die Gesundheitspolitik mit aller Konsequenz in die Verantwortung nehmen wird. Dazu zählen eine breit angelegte Informationskampagne für die PatientInnen, verstärkte PR-Maßnahmen bis hin zu öffentlichkeitswirksamen Auftritten in jeglicher Form.“

Quelle: ÖÄK

Bildquelle: shutterstock

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