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Prim. Dr. Gert Wurzinger im Interview: Behandlung von Asthma mittels Inhalatoren

Die richtige Anwendung von Inhalatoren entscheidet über den Therapieerfolg. Nur, wenn das Medikament direkt in die Bronchien gelangt, zeigt es auch Wirkung.


CredoMedia: Was ist ein Inhalator und welche Rolle spielt er in der Therapie von Asthma Patienten?

Dr. Wurzinger: Inhalatoren sind Geräte, die Medikamente direkt über die Atemwege in die Bronchien einbringen. Das ist die wichtigste Therapie-Schiene, die wir haben. Der große Vorteil dabei ist, dass wir Medikamente, die direkt in der Schleimhaut der Bronchien wirken sollen, (gegen Asthma oder auch gegen COPD) auch direkt dorthin bringen.

 

Die Anwendung von Inhalatoren ist jedoch sinnlos, wenn die Patienten die Inhalatoren falsch anwenden - wodurch das Medikament nicht bis zu den Bronchien kommt. Oftmals glauben Patienten, sie inhalieren richtig, aber wenn die Technik falsch ist, dann versagt die Therapie trotz bester Medikamente.

 

Deshalb legen wir großen Wert darauf, dass die Patienten optimal therapiert werden. Dazu gehört auch, dass Patienten immer wieder getestet werden. Es ist gar nicht selten, dass der Patient eingeschult wird und ein Monat später dieselben Fehler macht. Dementsprechend ist es wichtig, dass der Patient versteht, warum das so ist, dann merkt er es sich auch leichter.

 

CredoMedia: Welche Arten von Inhalatoren gibt es?

Dr. Wurzinger: Es gibt zwei grundlegend verschiedene Arten der inhalativen Therapie. Die Eine ist die Inhalation mit Dosieraerosolen und das andere ist die Inhalation mit Trockenpulver. Es gibt auch noch eine dritte Art mit einer speziellen Form von Dosieraerosolen, die sogenannte Soft-Inhaler-Therapie. Dabei wird eine ganz weiche Wolke produziert, wodurch der Patient noch leichter das Medikament in die Atemwege hineinbringt. Diese dritte Gruppe, ist jetzt langsam im Kommen.

 

CredoMedia: Was sind die häufigsten Anwendungsfehler?

 

Dr. Wurzinger: Das hängt von der Art der Inhalation ab. Der Arzt muss entscheiden, welche Therapie er seinem Patienten zumutet bzw. welche Therapie für ihn die Beste ist. Davon abhängig kommt es zu unterschiedlichen Fehlern. 

 

Bei den Dosieraerosolen ist der größte Fehler, dass kein Inhalationsvorsatz genommen wird. Egal was inhaliert wird, ob das bronchialerweiternde oder entzündungshemmende Medikamente sind, alle inhalativen Medikamente über Dosieraerosole müssen mittels eines Inhalationsvorsatzes inhaliert werden. Ansonsten klatschen die Medikamente unweigerlich am Gaumen oder am Rachen an und können nicht mehr weiter inhaliert werden. Somit bleiben sie in den oberen Atemwegen bzw. im Mund-Rachen-Bereich und die Bronchien bekommen fast gar nichts ab.

 

Nachweislich ist die Deposition, wenn man ohne Inhalationsvorsatz inhaliert, bei 5 bis 20 Prozent.

Bei den Pulverinhalationen ist der größte Fehler, dass der Patient nicht kräftig genug ansaugt und die Medikamente wiederum im Mund-Rachen-Bereich bleiben und nicht bis zu den Bronchien gelangen.

 

Das Problem beim Inhalieren, vor allem bei den Dosieraerosolen, ist der Kehlkopf. Er ist eine anatomische Enge und vor dieser Enge kommt es zu einer Verwirbelung der Luft und zum Absetzen des Aerosols über- und oberhalb der Stimmbänder. Wenn man langsam einatmet, dann klatscht das Medikament an der Schleimhaut des Rachens an und wird dort gebunden. Atmet man rasch ein, dann lagert sich das Medikament oberhalb des Kehlkopfes ab und kann wiederum nicht eingeatmet werden. Durch die Verwirbelung kann das Medikament nicht durch die Engstelle beim Kehlkopf hindurch. Aus dem Grund hat man die Inhalationsvorsätze, sodass man in einen Art Windkessel das Medikament mit dem Treibgas hinein sprüht. Damit erreicht man eine stehende Wolke und diese stehende Wolke kann dann langsam eingeatmet werden. Ohne Verwirbelung oberhalb des Kehlkopfes, sodass die Medikamente wirklich bis in die peripheren Bronchien hineingeatmet werden können.

 

CredoMedia: Welche Medikamente werden mittels Inhalator verabreicht?

 

Dr. Wurzinger: Es gibt bronchialerweiternde und entzündungshemmende Medikamente. 

Bei den bronchialerweiternden gibt es zwei Typen: Die Sympathomimetika und die Parasympatholytika, die auf einer anderen Ebene die Bronchien erweitern. Für Asthma haben die Sympathomimetika eine größere Bedeutung als die Parasympatholytika. Aber es gibt viele Asthmatiker, die auch auf das zweite Medikament gut reagieren. Aus diesem Grund hat man seit dem Vorjahr in den internationalen Richtlinien die Parasympatholytika als zusätzliche Therapie bei den Asthmatikern eingesetzt.

 

Bei den entzündungshemmenden Medikamenten gibt es die inhalativen Kortikosteroide (inhalatives Kortison), das bei den Patienten oftmals auf Ablehnung stößt, allerdings völlig zu Unrecht. Es ist wichtig, dass man weiß, wie man mit Kortison richtig umgeht. Kortison hat Nebenwirkungen, vor allem dann, wenn es systemisch verabreicht wird, in Form von Infusionen, Spritzen oder Tabletten und das über einen längeren Zeitraum. Dann hat es sicherlich Nebenwirkungen, die beträchtlich sein können. Das inhalative Kortison wird jedoch in viel geringerer Dosis verabreicht und es wirkt nur dort wo es wirken soll, direkt in der bronchialen Schleimhaut. Da das Medikament gezielt dorthin gebracht wird, wo Bedarf besteht, wird auch genau dort die beste Wirkung erzielt.

 

Diese entzündungshemmende Therapie ist gerade bei Asthma bronchiale außerordentlich wichtig. Man gibt diese Therapie jetzt schon in der ersten Asthma-Stufe, weil man weiß, dass die Basis des Asthma bronchiale eine Überempfindlichkeit der Bronchien ist. Diese Überempfindlichkeit kann nur mit einem inhalativen Kortikosteroid korrigiert werden. Es gibt noch andere Medikamente, die mithelfen diese Überempfindlichkeit herunter zu setzen. Aber die Basis ist das Kortikosteroid. 

 

CredoMedia: Was wünschen Sie sich in Bezug auf die inhalative Therapie für die Zukunft?

 

Dr. Wurzinger: Für die Zukunft erhoffe ich mir, dass die Pharmafirmen mehr Wert auf die Inhalationsqualität legen. Das Wissen darüber, dass bei Dosieraerosolen ein Inhalationsvorsatz notwendig ist, muss vermehrt verbreitet werden. Außerdem ist eine bessere Aufklärung der Patienten und auch der Ärzte, wie die einzelnen Inhalationsgeräte richtig funktionieren, wichtig. Es gibt viele Inhalationsgeräte, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind. Wenn ein Arzt nicht permanent damit zu tun hat, verliert er den Überblick.

 

Auch die Aufklärung der Patienten über nicht-medikamentöse Therapie ist wichtig. Beispielsweise bei einem allergischen Asthma, kann sehr viel unternommen werden um die Allergiebelastung zu reduzieren. Generell sollte der allergische Trigger-Faktor genauer untersucht werden.

Oftmals wissen Patienten zwar über Ihre Allergie Bescheid, wissen aber nicht, was sie dagegen unternehmen sollen, um beispielsweise die Hausstaubmilben-Belastung zu reduzieren. Prinzipiell, je geringer die allergische Belastung ist desto geringer ist auch der Asthma-Druck. Bei einer Hausstaubmilbenallergie muss eine Hausstaubmilbensanierung (ohne dieser wird das Problem nicht gelöst werden können) gemacht werden. Auch in diesem Bereich wäre eine bessere Aufklärung wünschenswert.

 

CredoMedia: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Bildquelle Portrait: Foto Furlger / Bildquelle Inhalatoren: barmalini / 123RF

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