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Nahezu jedes dritte Neugeborene kam 2022 per Kaiserschnitt zur Welt

Nahezu jedes dritte Neugeborene kam 2022 per Kaiserschnitt zur Welt

Kaiserschnittquote seit 1995 von 12,4 % auf 31,7 % gestiegen

Im Jahr 2022 wurden laut Statistik Austria 31,7 % der 81 892 in Österreich lebend geboren Kinder mit Kaiserschnitt entbunden. 5 647 Babys bzw. 6,9 % kamen zu früh zur Welt, also vor der 37. Schwangerschaftswoche. Ein neugeborenes Mädchen wog durchschnittlich 3 262 Gramm und war 50,4 cm lang. Buben waren mit 3 389 Gramm etwas schwerer und mit 51,0 cm auch größer.

 

„Fast jedes dritte Neugeborene kam 2022 per Kaiserschnitt zur Welt, damit hat sich die Zahl der Kaiserschnittgeburten in den vergangenen 25 Jahren mehr als verdoppelt. Im EU-Vergleich liegt Österreich im oberen Mittelfeld. Vergleichsweise niedrig ist der Anteil der Kaiserschnittentbindungen in den nordeuropäischen Ländern, während in Zypern mehr als die Hälfte der Kinder mittels Kaiserschnitt auf die Welt kommen“, so der Generaldirektor von Statistik Austria Tobias Thomas.


Großteil der Babys wird spontan entbunden

61 % der Lebendgeborenen wurden 2022 auf natürlichem Weg entbunden. Beinahe jede dritte Geburt erfolgte durch einen Kaiserschnitt (31,7 %), das sind um 0,8 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr (2021: 30,9 %). Somit setzt sich der Trend einer steigenden Kaiserschnittquote weiter fort und ist seit dem Jahr 1995 (12,4 %) auf das 2,6-fache gestiegen. Weitere Methoden der Geburtshilfe wurden weniger häufig angewandt: Eine Saugglocke wurde 2022 bei 7,3 % der Entbindungen eingesetzt, eine Geburtszange war nur bei insgesamt 37 Geburten (0,05 %) notwendig.

 

Die Kaiserschnittquoten lagen 2022 in nur drei Bundesländern unter 30 % in Oberösterreich mit 28,1 % sowie in Vorarlberg und Salzburg mit je 28,4 %. In Niederösterreich war sie mit 31,2 % geringfügig niedriger als der Österreichdurchschnitt. Über dem Durchschnitt lag die Kaiserschnittquote in Wien (32,3 %), Tirol (33,9 %), Kärnten (34,1 %), im Burgenland (35,1 %) und in der Steiermark (35,8 %).


Ein wesentlicher Indikator für eine Kaiserschnittentbindung ist die Lage des Kindes im Mutterleib. So erfolgte bei regelwidriger Schädellage in etwa der Hälfte der Fälle (52,6 %), bei Beckenendlage bzw. Querlage sogar in den allermeisten Fällen (95,4 % bzw. 98,5 %) ein Kaiserschnitt. Auch bei Mehrlingsgeburten wurde überwiegend ein Kaiserschnitt durchgeführt (80,3 %).


1,5 % der Babys werden zu Hause geboren

Der Großteil der Babys (98,1%) kommt in einem Krankenhaus zur Welt, bei 231 Lebendgeborenen (0,3%) entschied sich die Mutter für eine Geburt in einem Entbindungsheim oder einer Hebammenpraxis. In nur 2,7 % dieser Fälle blieb die Mutter weniger als 24 Stunden im Spital bzw. dem Entbindungsheim oder der Hebammenpraxis („ambulante Geburt“). 1 192 Babys (1,5 %) waren Hausgeburten, das heißt sie kamen am Wohnort der Mutter zur Welt. 34 Babys hatten es besonders eilig und wurden auf dem Weg ins Spital geboren.

 

Spätere Mutterschaft bedingt mehr Kaiserschnitte

Mit älterer Mutterschaft steigt die Wahrscheinlichkeit einer Kaiserschnittentbindung. Bei Frauen, die bei der Entbindung 35 Jahre oder älter waren, wurde 1,6-mal häufiger ein Kaiserschnitt vorgenommen als bei Frauen unter 25 Jahren (Kaiserschnittquote 38,8 % gegenüber 24,5 %).


Das durchschnittliche Alter der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt lag 2022 bei 31,5 Jahren, das sind um 4,2 Jahre mehr als vor 30 Jahren (1992: 27,3 Jahre). Im gleichen Zeitraum erhöhte sich das Durchschnittsalter der Frauen, die zum ersten Mal Mutter wurden, von 25,3 Jahren auf aktuell 30,3 Jahre. Der Anteil der Mütter, die bei der Geburt ihres Kindes unter 25 Jahre alt waren, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verringert (1992: 34,1 %; 2022: 10,4 %), jener der Frauen, die mit 35 Jahren oder später Mütter wurden, hat sich hingegen mehr als verdreifacht (1992: 7,5 %; 2022: 24,6 %).


Rund 5 % der Einzelgeborenen und 57 % der Mehrlingsgeborenen waren Frühgeburten

92,8 % der Lebendgeborenen kamen termingerecht zur Welt, also zwischen der 37. und 42. Schwangerschaftswoche. 6,9 % waren zu früh geboren, 0,3 % übertragen. Damit sank die Frühgeborenenquote gegenüber dem Vorjahr geringfügig (−0,2 Prozentpunkte). Den bisherigen Höchstwert an Frühgeborenen gab es im Jahr 2008 mit 8,9 %.


Ein Geburtsgewicht von weniger als 2 500 Gramm („Untergewichtige“) hatten 6,0 % der 2022 geborenen Babys. Ein hohes Geburtsgewicht von 4 500 Gramm und mehr wiesen 1,2 % der neugeborenen Buben und 0,5 % der Mädchen auf.


Bei Mehrlingsgeborenen kommen Frühgeburt und niedriges Geburtsgewicht wesentlich häufiger vor. 56,8 % der 2 314 als Zwilling oder Drilling Geborenen wurden vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren; bei 57,0 % lag das Geburtsgewicht unter 2 500 Gramm. Bei Einzelgeborenen lagen diese Anteile bei 5,4 % bzw. 4,5 %.


Unter den Sterblichkeitsverhältnissen 2020/2022 (geglätteter Durchschnitt) wird ein am 01.01.2022 geborener Bub 78,93 Jahre alt, ein am selben Tag geborenes Mädchen 83,75 Jahre. Diese und andere individuelle Berechnungen lassen sich mit Hilfe des aktualisierten Lebenserwartungsrechners von Statistik Austria selbst durchführen.


Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen zu medizinischen und sozialmedizinischen Merkmalen von Geborenen finden Sie auf unserer Website.

 

 

Informationen zur Methodik, Definitionen: Gesetzliche Grundlagen für die Geburtenstatistik sind das Personenstandsgesetz (BGBl. I Nr. 16/2013 idgF) sowie das Hebammengesetz (BGBl. Nr. 310/1994 idgF), die jene Merkmale festlegen, die bei einer Geburt von der Hebamme zu melden sind. Zuletzt erfolgte mit der Einrichtung eines zentralen Personenstandsregisters (ZPR) per 01.11.2014 eine Überarbeitung der medizinischen und sozialmedizinischen Erhebungsmerkmale auf dem Geburtenblatt.
Lebendgeboren: Unabhängig von der Schwangerschaftsdauer gilt eine Leibesfrucht dann als lebend geboren, wenn nach dem vollständigen Austritt aus dem Mutterleib entweder die Atmung einsetzt oder irgendein anderes Lebenszeichen erkennbar ist, wie Herzschlag, Pulsation der Nabelschnur oder deutliche Bewegung willkürlicher Muskeln, gleichgültig, ob die Nabelschnur durchschnitten ist oder nicht bzw. ob die Plazenta ausgestoßen ist oder nicht (Definition nach den WHO-Richtlinien).
Entbindungsort: Als Anstaltsgeburt bezeichnet man eine Geburt in einer Krankenanstalt. Eine Geburt kann auch in einem Entbindungsheim oder einer Hebammenpraxis stattfinden. Eine Hausgeburt ist eine Geburt am Wohnort der Mutter. Kommt das Baby auf dem Weg ins Spital zur Welt, wird „am Transport“ codiert.
Gebäralter: Alter der Mutter in vollendeten Jahren zum Zeitpunkt der Geburt. Das Durchschnittsalter der Mutter ist das arithmetische Mittel des Alters der Frauen zum Zeitpunkt der Geburt.
Schwangerschaftsdauer: in vollendeten Wochen plus Tage (der nächsten angefangenen Woche). Bei einer Schwangerschaftsdauer von 22+0 bis 36+6 spricht man von frühgeboren, bei 37+0 bis 41+6 von einer Termingeburt, von 42+0 und mehr von einer übertragenen Geburt (Definition nach den WHO-Richtlinien).
Geburtslage: Die Lage des Kindes bei der Geburt bezeichnet das Verhältnis der Längsachse des Kindes zur Längsachse der Mutter bzw. des Uterus. Man unterscheidet dabei zwischen regelrechter Schädellage, regelwidriger Schädellage, Beckenendlage, Querlage und unbekannt/nicht bestimmbar.
Geburtsgewicht: Lebendgeborene mit einem Geburtsgewicht von 2 500 g bis unter 4 500 g gelten als normal-gewichtig; jene mit weniger als 2 500 g als untergewichtig, bei Werten von 4 500 g oder mehr spricht man von sehr hohem Geburtsgewicht (Definition nach den WHO-Richtlinien).

 

 

Bei Rückfragen zum Thema wenden Sie sich an:
Jeannette Klimont, Tel.: +43 1 711 28-8277, E-Mail: jeannette.klimont@statistik.gv.at

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