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Gute Aussichten für Allergiker und Asthmatiker

Pollen- und Hausstauballergiker müssen aufpassen. Oft „rutscht“ die Allergie eine Etage nach unten und löst zusätzlich Asthma aus. Aufatmen können jedoch jene etwa 50.000 Asthmatiker, die bisher nicht zufriedenstellend behandelt werden konnten. Für sie gibt es neue Therapieoptionen.


„Allergien sind eine Epidemie der Neuzeit“, erzählt Karin Hoffmann-Sommergruber vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien. Jeder vierte Österreicher ist damit konfrontiert. Hausstaubmilben und Pollen sind häufige Auslöser. Problematisch sind aber nicht nur eine rinnende Nase und rote Augen, sondern auch, dass diese Patienten Asthma entwickeln können. Bei etwa 40 Prozent der Allergiker ist das der Fall.

„Wir wissen heute nicht, welche Allergiepatienten Asthma bekommen werden, und auch nicht wann“, erklärt Hoffmann-Sommergruber. „Manche Patienten entwickeln nie Asthma, andere schon nach kürzester Zeit.“ Um das Risiko zu minimieren empfiehlt sie allen Allergikern einen regelmäßigen Check der Lungenfunktion. Gerade bei Kindern müsse man besonders aufpassen, um beginnendes Asthma rechtzeitig abzufangen.

„Umgekehrt haben 80 Prozent der Asthmatiker auch eine Allergie“, erzählt Otto Spranger von der Österreichischen Lungenunion. „Daher ist es ganz wichtig, dass auch bei jedem Asthmatiker ein Allergietest durchgeführt wird.“ Außerdem fordert er, die Zahl der Pulmologen aufzustocken, da diese mit der Anzahl der Erkrankten in den letzten Jahren nicht Schritt gehalten hätte und es so zu langen Wartezeiten für die Patienten käme. Viele Patienten würden daher zum Hausarzt ausweichen, dieser sei aber in den Fächern Dermatologie und HNO zukünftig oft nicht ausreichend ausgebildet.

   

Foto: vlnr: Sonja Warter (warterPR), Otto Spranger (Österreichische Lungenunion), Karin Hoffmann-Sommergruber (MedUni Wien), Wolfgang Pohl; Urheber: Österreichische Lungenunion

Immuntherapie lindert Asthma-Symptome

Studien untersuchen nun, ob die sogenannten Immuntherapien einen präventiven Effekt auf die Entstehung von Asthma haben. Erst kürzlich wurden Daten aus der ersten großen placebokontrollierten Studie zur Asthmaprävention bei Kindern mit einer Gräserpollenallergie veröffentlicht. Dabei zeigte sich, dass die allergischen Symptome durch eine orale Immuntherapie reduziert werden konnten und dieser Effekt auch zwei weitere Jahre nach Ende der Behandlung anhielt. Außerdem erwies sich, dass durch die Immuntherapie der Anteil der Kinder, bei denen Asthmasymptome auftraten oder die Asthmamedikamente einnahmen, signifikant reduziert war. Allerdings konnte die Zeit bis zur Erstdiagnose einer reversiblen Lungenfunktionsstörung (Asthma-Beginn) durch die Immuntherapie nicht verkürzt werden.

Hoffmann-Sommergruber: „Erste Ziele wurden erreicht. In der Praxis wird der Arzt nun je nach Belastung, Compliance und potenziellem Nutzen gemeinsam mit den Eltern über die Gabe einer Immuntherapie entscheiden.“

 

Gefährliche Anaphylaxie

Hausstaub und Pollen lösen glücklicherweise selten schwere anaphylaktische Reaktionen aus. Bestimmte Nahrungsmittel, Medikamente und Bienen- oder Wespenstiche dagegen schon. Bei Hochrisikopatienten können schon kleinste Mengen eines bestimmten Nahrungsmittels einen Kreislaufstillstand auslösen. Sie benötigen ein intensives Training, um potenzielle Auslöser zu erkennen und um zu wissen, was im Akutfall zu tun ist.

  

Neues Anaphylaxie-Schulungsvideo mit Vera Russwurm

Kommt es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem anaphylaktischen Schock, zählt jede Sekunde. Das nächste Spital ist oft zu weit weg. Daher müssen nicht nur die Betroffenen, sondern auch Eltern und Betreuungspersonen für den Notfall vorbereitet und im Umgang mit dem Adrenalin-Autoinjektor geschult werden. TV-Moderatorin Vera Russwurm hat gemeinsam mit der Österreichischen Lungenunion ein Video dazu erstellt und mit Experten über potenzielle Auslöser, Symptome, Therapien sowie die richtige Anwendung des Allergie-Pens gesprochen. Abrufbar unter www.lungenunion.at -> Allergischer Schock

  

Aufatmen für schwere Asthmatiker

Gute Nachrichten gibt es für jene, bei denen bereits ein allergisches Asthma entstanden ist. Denn: „Allergisches Asthma ist heute mit den gängigen inhalativen Therapieformen hervorragend behandelbar“, erzählt Wolfang Pohl, Vorstand der Abteilung für Atmungs- und Lungenerkrankungen am Krankenhaus Hietzing. Dennoch gibt es auch bei dieser Asthmaform schwere Verläufe, für die auch die beste inhalative Therapie nicht ausreicht. Etwa fünf bis zehn Prozent aller Asthmatiker fallen in diese Gruppe.

Jetzt gibt es neue Therapieansätze, die Behandlung beim schweren Asthma kann immer mehr maßgeschneidert werden. Bereits seit einigen Jahren steht ein monoklonaler Antikörpers gegen Immunglobulin E zur Verfügung, der in einem genau definierten Patientensegment hervorragend wirkt. Seit heuer ist ein weiteres Biologikum verfügbar. Dieses bindet an das Interleukin-5 und erzielt bei Patienten mit schwerem Asthma und einer deutlichen Erhöhung der eosinophilen Granulozyten sehr gute Erfolge. Weitere Substanzen befinden sich derzeit in der klinischen Erprobung. „Wichtig ist, dass wir die Patienten und ihre Erkrankung genau charakterisieren, denn so können wir für jeden Patienten die individuell beste Therapie wählen“, betont Pohl. „Die neue Therapie ist aber kein Ersatz für die inhalative Behandlung, sie kommt on-top dazu. Wir können damit das orale Cortison reduzieren, das inhalative bleibt aber weiterhin fixer Therapiebestandteil.“

Mehr zum Thema Asthma finden Sie auf unserer Asthmaseite!

  

Quelle: Pressegespräch der Österreichischen Lungenunion

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