Artikel
Histaminintoleranz: Auslöser, Symptome und Therapie

Die Histaminintoleranz geht mit sehr vielfältigen Beschwerden einher, die teilweise schwer von Symptomen anderer Krankheiten zu unterscheiden sind.
Die
Histaminintoleranz ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, von der ungefähr
ein bis drei Prozent der ÖsterreicherInnen betroffen sind – meist (etwa achtzig
Prozent) sind es Frauen mittleren Alters. Da die Histaminunverträglichkeit
viele unterschiedliche Symptome wie etwa Husten, Kopfschmerzen, Schwindel,
Herzrasen, Hautausschläge, Bauchschmerzen oder Übelkeit hervorrufen kann, wird
sie häufig erst spät oder auch gar nicht erkannt.
Was ist Histamin und wie entsteht eine
Histaminintoleranz?
Histamin ist eine
chemische Verbindung, die im Körper sowohl als wichtiger Botenstoff gebildet,
aber auch als Abbauprodukt mit der Nahrung, die Histamin als Baustein von
Proteinen in unterschiedlicher Menge beinhaltet, aufgenommen wird.
Histamin wird hauptsächlich
von den Mastzellen im Darm gebildet und in beträchtlichen Mengen gelagert, um bei Bedarf freigesetzt zu
werden. Der Histaminhaushalt wird neben der Diaminoxidase (DAO) im Darm auch
durch die in vielen Organen und Zellsystemen intrazellulär vorhandene
Histamin-N-Methyltransferase (HNMT) reguliert. Das im Körper gebildete
Histamin hat die Aufgabe, an bestimmten Organen Reaktionen auszulösen: einerseits
ist es für die Zellteilung und das Zellwachstum mitverantwortlich, andererseits
dient es der Steuerung vieler physiologischer und psychischer Abläufe im Körper.
Bei Menschen mit
Histaminintoleranz ist der Abbau von Histamin im Darm gestört – sei es auf
Grund von hohen Histamin-Konzentrationen aus der Nahrung, verstärkter
Freisetzung von endogenem Histamin oder wegen des Mangels an funktionsfähiger
DAO oder HNMT. Dadurch kann eine große Zahl völlig unterschiedlicher Beschwerden
verursacht werden. Die alleinige Bestimmung der DAO bzw. des Histamingehalts im Blut, Stuhl oder Harn sind zur Diagnose einer Histaminintoleranz ungeeignet!
Welche Symptome treten bei einer Histaminintoleranz
auf?
Zu
den Symptomen, die durch zu hoher Histaminkonzentration hervorgerufen werden, gehören
unter anderem:
- Juckreiz
an Haut, Augen, Nase, Zunge, Lippen, Gaumen, Rachen, Gehörgängen;
- Brennen
der Mundschleimhaut;
- Tränende
Augen, rinnende oder verstopfte Nase, Niesreiz;
- Kratzen
im Hals, trockener Reizhusten;
- Atemnot,
Asthmaanfälle;
- Hautrötung;
- Kopfschmerzen;
- Übelkeit,
Erbrechen, Blähungen, Koliken, Durchfall;
- Niedriger
Blutdruck;
- Schwindelgefühl;
- Herzrasen und
unregelmäßiger Herzschlag;
Histaminintoleranz behandeln
Zur
Abklärung des Verdachts einer Histaminintoleranz ist die Erfassung der Vorgeschichte (Anamnese)
der allerwichtigste Schritt, kann man daraus oft schon den Bezug zwischen Nahrungsmittel und
Beschwerdesymptomatik erkennen. Die Schwierigkeit in der Diagnostik ist allerdings
mit der Vielfältigkeit der Symptome verbunden – jedenfalls empfiehlt sich die
Einhaltung einer histaminarmen Diät. Leider kommt es im
Alltag häufig vor, dass eine
histaminarme Diät nicht lückenlos eingehalten werden kann – Schwierigkeiten
stellen besonders Speisen und Getränke dar, deren Zubereitung oder Inhalt nicht bekannt sind (z.B. Restaurantbesuche). Dazu wird geraten, 1 bis 2 Stunden vor dem
Essen, ein Antihistaminikum einzunehmen. Dies sollte jedoch nicht zur Regel
werden und eine histaminfreie Diät ersetzen. In
Drogerien und Apotheken sind Kapseln mit
synthetischer Diaminooxidase erhältlich, die als Nahrungsergänzungsmittel
deklariert, und daher rezeptfrei sind. Leider ist der Preis relativ hoch,
sodass eine kontinuierliche Einnahme ein teures Unterfangen ist. Scheut man diese Kosten nicht, sollten zumindest 2 Kapseln ca. 10 min. vor dem Essen eingenommen werden.
Wo steckt Histamin? Einige Beispiele.
Grundsätzlich
enthalten frische Lebensmittel wenig Histamin, weshalb Menschen mit einer
Histaminintoleranz möglichst frische bzw. unverarbeitete Produkte konsumieren sollten. In
der Regel reichern Lebensmittel mit der Dauer der Lagerung bzw. des
Reifungsprozesses Histamin an. Dementsprechend besitzen reifer Käse, Balsamico-Essig, Konserven, Fertiggerichte
oder wieder erwärmte Speisen vermehrt Histamin, aber auch Tiefkühlkost, wenn die Kühlkette unterbrochen wurde. Zudem steigen die Histaminwerte
durch Verarbeitungssprozesse – Räucherprodukte, luftgetrockneter Schinken,
Trockenwürste, Salami, Räucherfisch usw. sind aus diesem Grund bei einer
Histaminintoleranz zu vermeiden; auch bestimmte Wein-, Champagner-, Biersorten wie auch Liköre enthalten viel Histamin (alkoholische Getränke gelten allgemein als Histamin-"Freisetzer").
- Nur
frische Nahrungsmittel;
- Kein
Spinat, keine Tomaten und Tomatenprodukte;
- Kein
(Weizen-)Bier, Rotwein, Champagner, Süßwein;
- Vorsicht
bei Essig;
- Meiden
„gereifter“ Nahrungsmittel (z.B. Hartkäse wie Emmentaler, Parmesan, Bergkäse – je länger der Käse gereift ist, desto höher der
Histamingehalt);
- Keine
Konserven- und Tiefkühlkost;
- Keine
Histaminfreisetzer (z.B. Erdbeeren, Zitrusfrüchte);
- Meiden anderer biogener Amine (z.B. Schokolade usw.);
- Berücksichtigung von Medikamenten, die Histamin im Körper freisetzen oder den Abbau hemmen.
Kommentare